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Dass für ihn das Schreiben auch eine Flucht in eine Parallelwelt sei – solche überraschend offenen Einblicke in seinen Arbeitsprozess gewährte der Schriftsteller Markus Orths in einem Autorengespräch mit den Klassen 10a und 10d sowie ihren Deutschlehrern StD Ulrich Steckelberg und OStRin Claudia Mittendorf am 12.07.18 im Mehrzweckraum.

Am Beispiel seiner Erzählung „Bartok“ erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass er das Ende einer Geschichte oft schon vor dem Mittelteil formuliert, da ihm dieses als Orientierung dient. Die Wirkung einer guten Recherche für einen Text erlebten sie leicht angeekelt am eigenen Leib bei der äußerst detaillierten Beschreibung des Verfahrens der Hirngerbung. Der dabei verwendete „Scherdegen“ zeugte von der Neigung Markus Orths, Worte vor dem Vergessen zu bewahren.

Gefragt nach seinem Verhältnis zu seinen Figuren, bekennt Orths, viel von sich selbst in diese hineinzuschreiben, ohne sie jedoch bildlich vor sich zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler fanden durch Nachfragen zu dem Roman „Die Tarnkappe“, den sie aktuell im Deutschunterricht lesen, heraus, dass der Autor eine gewisse Vorliebe für Außenseiter hat, Menschen, die sich in ihren Ritualen eingenistet haben und nun aus diesen herausgerissen werden. Ein Ziel seines Schreibens, so Orths, sei es dabei, die Erwartungen seiner Leser zu unterlaufen. Anregungen hierfür liefern absurde Szenen aus dem echten Leben. Die Aussage einer Schülerin, dass er wohl eine gewisse Neigung zum Voyeurismus habe, bejahte der Autor, dies gehöre mit zum Beruf.

Eingerahmt wurde das Gespräch von der Lesung zweier Erzählung aus dem Band „Wer geht wo hinterm Sarg“, die allen Zuhörern noch Stoff für die Ferienlektüre lieferte.

Claudia Mittendorf