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Dieser und anderen Fragen rund um die Themen Sternwarte und Universum ging am letzten Donnerstag die 5a auf einer Exkursion im Fach Geographie nach. Auf Anfrage war es möglich, eine der begehrten Führungen zu bekommen. Frau Häfner gab den wissbegierigen Fünftklässlern dabei Einblicke in die spannende Welt der Planeten, Sterne und schwarzen Löcher und konnte auf diese Weise das bereits erarbeitete Wissen aus dem Unterricht vertiefen und vor allem auch durch Exponate veranschaulichen. Die Schüler und Schülerinnen stellten sehr viele Fragen und Frau Häfner konnte die komplizierten Sachverhalte immer nachvollziehbar erklären. Der Höhepunkt war für die Schüler und Schülerinnen wohl der Weg in die Kuppel der Sternwarte. Dort durften sie mit eigener Kraft die Kuppel für das Teleskop öffnen und anschließend miterleben, wie sich die Kuppelöffnung in fast vier Minuten einmal ganz herumgedreht hat. Leider fand die Exkursion am Vormittag statt, sodass der Blick in die Sterne nicht möglich war. Trotzdem war der Ausflug insgesamt eine runde Sache.

 

 

Die Frage, wie man sich am besten ernähren sollte, um den eigenen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen, gleichzeitig aber die Umwelt nicht übermäßig zu belasten, ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Aus diesem Grund wird es auch von verschiedenen Fachlehrplänen der Jahrgangsstufe 5 aufgegriffen. Die Klasse 5e und die Sportgruppe weiblich 5deh haben sich daher im Sport-, Biologie- sowie Geographieunterricht intensiv mit dem Thema „Gesunde und Nachhaltige Ernährung“ auseinandergesetzt und eigenständig Plakate sowie Quizfragen für eine Ausstellung erstellt. Zudem fertigten die Klassen 5e, 5g und 5h ein Gemeinschaftsprojekt im Fach Kunst zum Thema Obst und Gemüse an. Ergänzt wurden die Schülerarbeiten durch Exponate der AOK, die den Zucker- bzw. Fettgehalt verschiedener Lebensmittel veranschaulichten.

Die fertige Ausstellung wurde von allen neun 5. Klassen besucht. Anschließend planten die Klassen unter Anleitung der Umweltsprecher, wer was zum gemeinsamen Frühstück beisteuern möchte und wendeten das Gelernte direkt in der Praxis an.
Als Abschluss des Projekts fand am 20. Juli in den ersten beiden Schulstunden jeweils im Klassenverband das Gesunde und Nachhaltige Frühstück statt. Die Tische waren reichlich gefüllt und das Angebot reichte von selbstgebackenem Körnerbrot über saisonales Obst- und Gemüse bis hin zu selbstgemachter Marmelade oder Honig vom Imker aus dem eigenen Dorf. Die Schülerinnen und Schüler griffen begeistert zu und manch einer traute sich auch einmal an neue, unbekannte Produkte heran, wie beispielsweise selbstgemachten Humus.

 

Lana Löser, Elisabeth Schneider & Ann-Marie Frank
im Auftrag der AG Gesunde und nachhaltige Ernährung

 

 

Auch in diesem Jahr hat unsere Schule wieder an dem alljährlichen Diercke-Wettbewerb des Westermann-Verlags teilgenommen, bei dem alle Schülerinnen und Schüler der fünften, siebten und zehnten Klassen mithilfe des Atlas geographische Fragen bearbeiten sollten. Besonders erfolgreich waren hierbei David Kilian, 5f, Valeria Pilguck, 7e, und Finn Heidenreich, 10b, die als Sieger ihrer jeweiligen Jahrgangsstufe hervorgingen. Ein beson­derer Glückwunsch geht zudem an Finn Heidenreich, der auch noch Schulsieger wurde.

Wer selbst einmal sein Wissen testen möchte, hier sind einige Fragen aus dem Wettbewerb:

  1. Ordne folgende Meere nach ihrer Größe: Karibisches Meer – Mittelmeer – Ostsee – Rotes Meer. Beginne mit dem kleinsten.
  2. Wie häufig passt Hamburg flächenmäßig in Bayern?
  3. Wie hoch ist der Selbstversorgungsgrad Deutschlands (in Prozent) in Bezug auf Lebensmittel?
  4. Nenne die größte Insel im Pazifik.
  5. Welcher der vier Flüsse fließt durch Russland, Belarus und die Ukraine: Dnepr, Donau, Kama, Wolga?

 

Antworten:

  1. Ostsee – Rotes Meer – Mittelmeer – Karibisches Meer
  2. 93x
  3. 88%
  4. Neuguinea
  5. Dnepr

 

G. Merz

„Im Frühjahr erfolgt die Aussaat und im Herbst die Ernte.“

So ist es auch in unserem P-Seminar. Im Februar haben wir, das P-Seminar „Erstellung von Informationsfilmen zur Gärtnerstadt Bamberg“, damit begonnen, die Gärtnerstadt Bamberg zu erkunden, um anschließend mit selbst erstellten Videos einige Bamberger Gärtnereien vorzustellen.

Die von vielen Touristen besuchte Gärtnerstadt ist nämlich ein wesentlicher Grund dafür, dass Bamberg 1993 den UNESCO-Welterbetitel erhielt. In diesem Zusammenhang führten uns Exkursionen – quer durch’s Gemüse­beet – zu folgenden Zielen:

  • Welterbezentrum Bamberg
  • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau – Ver­suchsbetrieb Bamberg
  • Solawi = Solidarische Landwirtschaft
  • Rundweg durch Bambergs Gärtnerstadt
  • „Tag der Offenen Gärtnereien“
  • Gärtner- und Häckermuseum Bamberg
  • Gärtnerei Karl Dechant
  • Gärtnerei Gertrud Leumer: Mussärol – Bamberger Kräutergärtnerei
  • Brauerei Mahr’s Bräu

 

Die jungen „Süßholzraspler und Zwiebeltreter“ stellen nun hier einige ihrer P-Seminar-Früchte bzw. Produkte vor.

 

Leni Hebst: Hofstadt-Gärtnerei Carmen Dechant

 

Simon Lamprecht: Gemüs‘bauer Hofmann

 

 

Leonard Moser: Biolandgärtnerei Sebastian Niedermaier

P-Seminar Merz

 

 

Ein Welterbetitel ist mehr als nur ein prestigeträchtiges Tourismussiegel. Er ist auch ein weicher Standortfaktor für die Wirtschaft. Selbst Brose bewirbt seinen Sitz in Bamberg mit dem Welterbetitel unserer Stadt. So lag es nahe, dass das P-Seminar „Bamberg – Gärtnerstadt – Welterbestadt: Erstellung von Informationsfilmen zur Gärt­nerstadt Bamberg“ auch einmal einen Blick hinter die Kulissen des Bamberger Welterbezentrums wirft, um fest­zustellen, welche verschiedenen Berufe und Tätigkeitsfelder es dort gibt, denn die Ausstellung im Besucherzent­rum hatten wir uns bereits angesehen.

Eigentlich sollten wir eine „Privataudienz“ bei Frau Patricia Alberth, der Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg, haben, was sicherlich sehr interessant gewesen wäre, da sie als eine von rund 100 Persönlichkeiten aus Wirt­schaft, Wissenschaft, Sport und Kultur im Rahmen der Initiative „Botschafter für Bamberg“ für unseren Wirt­schaftsraum wirbt. Oberbürgermeister Andreas Starke sagte bei ihrer Ernennung: „Bangkok. Paris. Bamberg. Die beruflichen Stationen von Frau Alberth sprechen für sich. Sie vertritt unser Welterbe auf nationaler und internatio­naler Ebene mit großem Erfolg.“

Da aber Frau Alberth kurzfristig verhindert war, empfing uns eine im Welterbezentrum arbeitende Volontärin, von der wir aber aufschlussreiche Informationen über ein Studium und den Berufseinstieg im Feld Denkmalpflege, Tourismus, Welterbe erhielten. So erfuhren wir, dass man in unserer Stadt, ebenso wie in Berlin und Stuttgart, Denkmalpflege studieren kann, wobei unsere Führerin die Meinung vertrat, dass man dieses Fach am besten in Bamberg studieren sollte, weil es hier vor Ort sehr viele praxisbezogene Übungs- und Forschungsobjekte gibt. Außerdem werden im „Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologie“, das sich Am Zwinger 4 befindet, folgende Fachbereiche angeboten:

  • Bauforschung, Baugeschichte, Bauerhalt
  • Fachbereich Restaurierungswissenschaften
  • Digitale Denkmaltechnologien

Nach dem Studium könnte man eventuell sogar ganz in der Nähe der Universität einen Arbeitsplatz finden, zum Beispiel in der Außenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Schloss Seehof in Memmelsdorf oder eben im Welterbezentrum. Dabei geht es hier um alles andere als verstaubte Kulturgüter, wie vielleicht manch einer denken mag. Das neue Schlagwort heißt „Smart City“, ein Projekt, bei dem mit Finanzmitteln aus einem Bundesförderprogramm ein Monitoring durchgeführt wird und mit digitaler Denkmaltechnologie ein „digita­ler Welterbezwilling“, also eine 3D-Kopie unserer Stadt, erschaffen wird. Dieser „digitale Welterbezwilling“ soll Leuten mit Behinderung den Besuch von Welterbestätten ermöglichen und zudem wird so der „Erhalt“ von Welt­erbestätten in digitaler Form für die Nachwelt gewährleistet, falls diese durch Naturkatastrophen oder, wie zum Beispiel zur Zeit in der Ukraine, durch Kriege zerstört werden. Solch eine digitale Stadt soll in Bamberg in Zukunft auch dabei helfen, Besucherströme besser zu lenken, damit sich nicht zu viele Touristen gleichzeitig an bestimm­ten Sehenswürdigkeiten konzentrieren.

Neben dem Projekt „Smart City“ ist der Bereich „Urban Gardening“, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Transiti­on-Bewegung, momentan ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld des Welterbezentrums Bamberg. Dieses muss zudem jedes Jahr einen Bericht für die Unesco verfassen und über neue Entwicklungen in der Stadt, zum Bei­spiel über den Ausbau der ICE-Strecke am Rand der geschützten Gärtnerstadt, berichten, damit wir unseren Welterbetitel nicht verlieren. Diesbezüglich besteht jedoch keine Gefahr für Bamberg und selbst eine Errichtung von Schallschutzwänden entlang der Bahnstrecke wäre erlaubt.

Anders verhielt es sich 2009 in Dresden, wo nach dem Bau der Waldschlösschenbrücke der Welterbetitel für das Dresdner Elbtal wieder entzogen wurde. Auch Liverpool verlor 2021 seinen einst für das historische Zentrum und das Hafengebiet verliehenen Welterbetitel, nachdem die Stadt nicht auf substanzielle moderne bauliche Eingriffe im historischen Hafengebiet, wie den Bau eines Fußballstadions, verzichten wollte. Ein Welterbetitel wurde bisher insgesamt nur dreimal wieder aberkannt. Der Präzedenzfall ereignete sich im Jahr 2007 im Oman, wo einem Wüstenschutzgebiet für seltene Oryx-Antilopen der Welterbe-Status für dieses Areal entzogen wurde, weil der Oman dort Erdöl fördern wollte und dies später auch tat.

Ehe solch eine drastische Maßnahme ergriffen wird, kommt ein Welterbeobjekt jedoch erst auf die Rote Liste der Unesco, was zum Beispiel derzeit bei der Stadt Wien wegen eines umstrittenen Hochhausprojekts in der Innen­stadt der Fall ist. Es gibt jedoch stets neue Anwärter für den Welterbetitel. So möchte München im Moment für den Olympiapark einen Platz auf der Welterbeliste ergattern. Dieser Prozess wird sich aber über mindestens fünf Jahre hinziehen, da zunächst eine etwa 1.000-seitige wissenschaftliche Abhandlung geschrieben werden muss. Bamberg erhielt 1993 seinen Welterbetitel, bereits zwei Jahre nach der Bewerbung. Man nominierte Bamberg vor allem wegen seiner mittelalterlichen Stadt mit barocker Überprägung, wegen der die Unesco Bamberg eine Vor­bildfunktion für andere Städte zuschrieb. Unsere Stadt wurde somit Teil der „Welterbefamilie“, die inzwischen 1.154 Stätten zählt, von denen 51 in Deutschland sind. Leider ist dies nur ein ideeller Wert, denn die Unesco ist „chronisch pleite“ und beteiligt sich nicht an der Finanzierung zum Erhalt ihrer Welterbestätten. Nachdem die USA unter Trump die Unesco verlassen haben, fehlt zudem ein weiterer Geldgeber.

Welterbe umfasst aber auch das sogenannte „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“, und auch hier wird wie­der deutlich, dass dies alles andere als verstaubte Objekte sind, denn, wer hätte es gedacht, hierzu zählen die Pizza aus Neapel, der urbane Gartenbau und seit 2021 auch der moderne Tanz in Deutschland sowie die Flöße­rei.

Welterbe hat, zumindest für Außenstehende, sogar einige humorvolle Aspekte. So rufen beispielsweise manch­mal Privatpersonen im Welterbezentrum an, um ihre Nachbarn zu verpetzen, indem sie berichten, dass manch ein Gärten sein Grundstück gar nicht mehr landwirtschaftlich nutzt, und die Anrufer drohen sogar damit, dass sie sich an die Unesco wenden, damit Bamberg seinen Welterbetitel verliert. Ab und zu muss das Welterbezentrum jedoch auch Unstimmigkeiten unter den Bamberger Gärtnern beseitigen. Die Gärtner sind für den Erhalt des Welterbetitels wichtig, allerdings haben sie durch die Unesco-Auflagen, oftmals – gerade im Vergleich zu Nicht-Unesco-Gärtnern – viel schwierigere Arbeitsbedingungen und somit gravierende Wettbewerbsnachteile. Hier ist Frau Patricia Alberth wieder eine wichtige Schnittstelle zwischen der Unesco und der Bamberger Stadtverwal­tung.

Am Ende erfahren wir, dass man sich auch ehrenamtlich für Bambergs Denkmäler einsetzten kann, wie bei­spielsweise in der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg e.V., einer gemeinnützigen Vereinigung zum Schutz Bam­berger Kulturdenkmale. Beim Hinausgehen, vorbei an der Sonderausstellung zum Unesco-Welterbe in der Ukrai­ne, lohnt sich noch ein Blick auf die Außenfassade des Besucherzentrums, denn selbiges besteht in dem Gebäu­deteil, der sich vor dem modernen Neubau befindet, noch aus Überresten der alten Sterzermühle. Die alte Bam­berger Mühlentradition wird heute sogar noch fortgesetzt, denn unter dem Welterbezentrum befindet sich eine moderne Turbine, mit der aus Wasserkraft Energie gewonnen wird.

P-Seminar Merz

 

Ein Sprichwort sagt: „Dagegen ist kein Kraut gewachsen.“ Nach unserer Betriebsbesichtigung in Frau Leumers Kräutergärtnerei „Mussärol“ in der Nürnberger Straße 86, ist das P-Seminar „Erstellung von Informationsfilmen zur Gärtnerstadt Bamberg“ jedoch der Überzeugung, dass hier gegen und für alles ein Kraut wächst, denn wir sahen Duftkräuter, Heilkräuter, Küchenkräuter, Nachtdufter, usw. Wer von uns hätte gedacht, dass es so viele verschiedene Kräuterarten gibt? Und wem war bekannt, dass Kräuter eigentlich „ein Gemüse“ sind?

Frau Leumer führt ihren Betrieb seit über 25 Jahren und dies bereits in sechster Generation. Ihre Eltern waren noch konventionelle Gemüsebauern, sie hat sich dann jedoch auf die Welt der Kräuter spezialisiert. Sie arbeitet ökologisch und in diesem Zusammenhang erfahren wir, dass es eigentlich gar kein „Unkraut“, sondern lediglich ein nicht so erwünschtes „Beikraut“ zwischen den Nutzpflanzen gibt.

Ein neues wirtschaftliches Standbein von Frau Leumers Gärtnerei ist der Lavendelanbau. „Klein Provence“ nennt sie daher ihr großes Lavendelfeld mit zwölf verschiedenen Arten, wenn es von Juni bis August in voller Blüte steht, und sie ist stolz darauf, das erste Bamberger Lavendelöl und Lavendelwasser zu produzieren. Dieses wirkt beruhigend und sogar antiseptisch, während die bekannten Lavendelkissen in den Kleiderschrank gelegt werden können, um Motten zu vertreiben.

Unser eigentliches Interesse gilt jedoch dem Süßholz, das vor 500 Jahren aus dem asiatischen Raum über die Klöster in Bamberg eingeführt wurde. Süßholz ist eine nicht-heimische, mehrjährige, winterharte Staude, die auf unseren leichten Sandböden sehr gut wachsen kann, weil sich darin die Wurzeln gut unterirdisch ausbreiten kön­nen. Der oberirdische Teil, der eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen kann, wird nicht verwendet, sondern nur die unterirdischen Wurzeln, die sich im Idealfall bis zu acht Meter tief und bis zu zwölf Meter in die Breite ausbreiten können. Allerdings wächst diese Pflanze nur sehr langsam und erfordert neben viel Zeit auch sehr viel Handarbeit. Man kann sie nur alle vier Jahre ernten. Dabei sticht man mit dem Spaten entlang einer schönen Hauptwurzel nach unten und versucht, die etwa fingerdicken Seitenwurzeln aus dem Boden zu heben. Die Süß­holzwurzel wird anschließend zu einem Kranz gebunden, aufgehängt und getrocknet, wobei sie hierbei so hart wie Holz wird. Früher galt es als höchste Kunst, eine Süßholzwurzel unbeschadet aus dem Boden herauszuho­len, und diese Tätigkeit war deshalb einst Teil der Gärtnermeisterprüfung.

Süßholz ist 50 Mal süßer als Zucker. Erstaunlicherweise ist es aber selbst für Diabetiker geeignet. Süßholz gab es früher auf Volksfesten zu kaufen und Liebhaber haben es ihren Freundinnen als kleine Aufmerksamkeit ge­schenkt. Wir kennen es vor allem als Inhaltsstoff von Lakritz(e), die auch unter dem Namen „Bärendreck“ bekannt ist. Süßholz war zudem der Vorläufer unseres Kaugummis und 2012 wurde es zur Heilpflanze des Jahres gekürt, denn es ist gut gegen Bronchial- sowie gegen Magen-Darm-Erkrankungen. Außerdem wirkt es appetithemmend sowie durststillend. Lediglich für Leute mit Bluthochdruck ist es nicht ganz so optimal geeignet.

In Afrika kommt Süßholz sogar als Zahnbürstenersatz zum Einsatz, weil es antiviral und antibakteriell wirkt. In geraspelter Form gibt es Süßholz auch als Tee zu kaufen. Apropos „Süßholzraspeln“ – diese Redewendung bezieht sich natürlich auf das Raspeln bzw. Reiben der harten Süßholzwurzel. Im übertragenen Sinn bedeutet es, einer Person genau das zu erzählen, was sie hören möchte, meist mit der Absicht, dass für diese Schmeichelei eine Gegenleistung erbracht wird. Bei Frau Leumer durften wir ein wenig geraspeltes Süßholz, das es bei ihr zu kaufen gibt, kosten und wir waren erstaunt, dass nur wenige, winzig kleine Holzspäne so intensiv nach Lakritze schmeckten.

In den 1960er Jahren wurde das letzte Süßholzfeld in Bamberg abgeerntet und die Kenntnisse über diese Pflan­ze gingen leider langsam verloren. Auch aufgrund der großen Konkurrenz aus China waren Süßholzfelder bei uns nicht mehr rentabel. Es fehlt heute somit an Schriften über den Anbau, da früher alles Wissen mündlich an die nächste Generation weitergegeben wurde. Dabei war das Süßholz einst die wichtigste Kulturpflanze von Bam­berg. Alle orangen Flächen auf dem Bamberger Zweidlerplan aus dem Jahr 1602 waren Süßholzfelder. Die Gärt­ner sind auch die einzige Berufsgruppe, die auf diesem alten Stadtplan verewigt ist. So ist neben dem Zeichen des Fürstbischofs das einzige „Sonderzeichen“ auf dem Bamberger Zweidlerplan das „Logo“ der Bamberger Gärtner. Dabei handelt es sich um eine Abbildung von zwei Süßholzringen inmitten von drei gemalten Süßholz­pflanzen mit ihren Wurzeln.

Um diese Tradition wieder aufleben zu lassen, wurde, unter anderem von Frau Leumer, im Rahmen der Landes­gartenschau 2012 die „Bamberger Süßholzgesellschaft“ gegründet. Bei ihr wurde auch das erstes Bamberger Süßholzfeld wieder neu angelegt.

Frau Leumers Ansichten zum Thema „Gärtnerstadt und Welterbe“ waren gerade für unser P-Seminar interessant. So haben wir im letzten Jahr oft gehört, dass es für Bambergs Gärtner schwierig sei, die schmalen Felder hinter den Häusern zu bewirtschaften, dass ein Maschineneinsatz kaum möglich wäre, dass die Welterbeauflagen zu hoch wären, die Gärtner in der Innenstadt viel mehr Geld für Wasser ausgeben müssten und sie große Schwie­rigkeiten hätten, Mitarbeiter oder Nachfolger zu finden. Frau Leumer sieht hingegen gerade in diesen innerstädti­schen „Gärten“, wie die hausbreiten Felder offiziell heißen, eine Chance. So würden sich die windgeschützten und somit wärmeren „kleinen Inseln“ zwischen den Häuserzeilen und die dort vorhandenen lockeren Sandböden eventuell für den Spargelanbau eigenen. Auch der Lavendel wächst, wie sie bereits ausgetestet hat, sehr gut und er braucht zudem nur wenig Wasser.

Allerdings würden viele Bamberger Gärtner ihre Felder nur an die eigenen Kinder weitergeben wollen und nicht an „Fremde“, was Frau Leumers Meinung nach zu „vielen hausgemachten Problemen“ führt, denn es gäbe etliche Interessenten, die die innerstädtischen Flächen bewirtschaften würden. Viele Gärtner hoffen jedoch darauf, dass ihre Felder eventuell doch noch zu Bauland werden – dann wäre allerdings Bambergs Welterbetitel weg. Ein weiteres Problem ist, dass mittlerweile die Felder oft irgendwelchen Erbengemeinschaften gehören, die heute darauf lediglich Wiesen wachsen lassen und insgeheim nur darauf hoffen, dass diese Flächen doch noch zu Bauland werden.

Abschließend erfuhr das P-Seminar an dem sonnigen, warmen Oktobernachmittag in Frau Leumers grünem, idyllischem Paradies noch einige kuriose Neuigkeiten:

  • So lernten wir, dass die kleinen, unscheinbaren Sandsteinmauern, die zwischen den Feldern stehen, früher, als es noch keine Treibhäuser gab, eine wichtige Funktion hatten. Sie speicherten nämlich die Wärme bis tief in die Nacht hinein und brachen den Wind, mit dem Effekt, dass die Pflanzen hier ganze zwei bis drei Wo­chen früher als vor der Stadt wuchsen und der Herbst hier erst zwei bis drei Wochen später Einzug hielt, was eine Verlängerung der Vegetationsperiode um einen Monat bedeutete. Daher wurde in den innerstädtischen Gärtnereien eher das empfindliche Marktgemüse angebaut, das über die Bahn sogar exportiert wurde, während vor der Stadt das Futter für das Vieh und die robusteren Pflanzen wuchsen.

  • Es gibt eine sogenannte „Cola- oder Spezi-Pflanze“. Wenn man die Blättchen derselben zwischen den Fin­gern zerreibt, riechen die Finger anschließend nach Cola oder Spezi. Offiziell heißt die Pflanze „wohlduftende Eberraute“ und sie eignet sich ideal für Wildgerichte.

  • Eine weitere interessante Pflanze ist Oregano bzw. wilder Majoran, das typische Gewürz für Pizza und Mit­telmeergemüse. In Bamberg wurde dieses Kraut auch Mussäro(l) genannt. Es ist zudem auch namensge­bend für Frau Leumers Gärtnerei. In den 1930er und 1940er Jahren war wilder Majoran, nach dem Süßholz, die zweitwichtigste Pflanze der Bamberger Gärtner. Es ist das typische Gewürz für Bratwürste, Leberwürste und viele andere Würste sowie für Kartoffelsuppen und alle fetteren Speisen, denn es ist gut für die Verdauung. Einst wurde Mussärol feld­erweise bei uns angebaut und mit einer kleinen Sichel geerntet. Anschließend musste es langsam und scho­nend im Schatten getrocknet werden. Hierfür wurde der wilde Majoran zu Büscheln zusammengebunden und aufgehängt. Dies geschah unter den Hofdächern der Gärtnereien. Da diese aber zur Trocknung flächenmä­ßig gar nicht ausreichten, wurde Mussärol auch unter den Dächern der Schulen, z.B. unter dem Dach der Wunderburgschule, getrocknet. Man erzählt sich heute noch, dass die Kinder oft am frühen Morgen vor Un­terrichtsbeginn von Bratwürsten träumten, da durch die Schulgebäude der Duft von Majoran zog. Dieser musste am Ende „rascheltrocken“ sein, ehe er in Säcke abgefüllt werden konnte. So wurde er sogar bis nach Venedig verkauft und Bamberger Majoran war in der Vergangenheit in vielen italienischen Würsten enthal­ten.

  • Abschließend kann man nur feststellen, dass sich ein Kräutergarten ideal für eine kleine Auszeit von unse­rem oftmals hektischen Alltag eignet.

P-Seminar Merz

Fragt man Schüler der fünften Klasse, was ‘Entwicklungsländer’ sind, so bekommt man häufig die Antwort: „Na, wir zum Beispiel – Deutschland, die USA, Frankreich, usw.“ Verblüfft? Die Fünftklässler geben jedoch eine für sie plausible Antwort: „Deutschland, die USA und Frankreich sind entwickelt, also sind dies ‘Entwicklungsländer’.“ In der Q11/12 erhält man zwar die richtige Definition und die OberstufenschülerInnen nennen auch die entspre­chenden Länder, wie Niger, Malawi oder Uganda, aber häufig wird das Thema Entwicklungshilfe eher theoretisch behandelt. Man spricht über diverse Entwicklungstheorien, verschiedene Entwicklungsdefizite, Indikatoren und Wirtschaftsfaktoren, aber wer von uns war tatsächlich schon einmal in Afrika oder gar in einem echten Entwick­lungsland?

Daher sind wir immer froh, wenn Frau Janina Möck am DG einen Vortrag über das von ihr gegründete Entwick­lungshilfeprojekt „We care for them“ spricht. Hier wird auch für jeden klar, was „Hilfe zur Selbsthilfe“ in der Praxis bedeutet.

Als Frau Möck nämlich nach ihrem Abitur im Jahr 2013 ein freiwilliges soziales Jahr in Afrika absolvierte und hierbei für eine große Entwicklungshilfe-Vereinigung arbeitete, musste sie hautnah miterleben, dass viele der dort initiierten Projekte überhaupt nicht zielführend waren, weil man die Bevölkerung vor Ort in keinster Weise mit einbezogen hat. Daher gründete Frau Möck kurzerhand im Jahr 2014 ihr eigenes kleines Entwicklungshilfeprojekt mit dem Namen „We care for them“. Hier kümmert sie sich mit ihrem Team aus Einheimischen momentan um 18 Waisenkinder und deren schulische Ausbildung. Sie hat mittlerweile mit Spendengeldern zwei Wohnhäuser mit eigenem Wasseranschluss und einer regenerativer Stromversorgung errichten lassen und eine kleine Selbstver­sorger-Landwirtschaft aufgebaut.

Aufgrund dieses außergewöhnlichen und erfolgreichen Engagements wurde „We care for them“ nun sogar für den „Deutschen Engagement Preis 2022“ nominiert.

Was Frau Möcks Vortrag jedoch so überzeugend macht, ist die Tatsache, dass sie keine Schönfärberei betreibt, sondern auch die „hausgemachten“ Probleme Ugandas offen anspricht, z.B. das extreme Bevölkerungswachs­tum. So liegt der Altersdurchschnitt in Uganda bei nur 15 Jahren (im Vergleich dazu: 44 Jahre in Deutschland), das heißt die SchülerInnen der Q11/12 sind bereits älter als die meisten Bewohner von Uganda. Es gibt Familien mit bis zu 16 Kindern. Polygamie ist keine Seltenheit und Blutsverwandtschaft ist für uns oft nur eine Floskel, in Uganda hat diese jedoch dramatische Auswirkungen. Wenn zum Beispiel ein Mann seine Frau und die gemein­samen Kinder verlässt, was häufiger vorkommt, und die Frau einen neuen Partner findet, so wird dieser sich niemals um die Kinder seines „Vorgängers“ kümmern, sondern nur um seine eigenen, blutsverwandten Kinder. Lediglich bei Beerdigungen muss jeder Blutsverwandte, und somit alle Kinder eines Mannes, erscheinen. Dabei erfahren die Kinder oft zum ersten Mal, dass sie noch zahlreiche weitere Geschwister haben. Vorher ist dies unmöglich festzustellen, denn es gilt als „völlig respektlos“, einen Mann zu fragen, wie viele Kinder er denn habe. Glücklicherweise ist, so Frau Möck, die neue Generation von ugandischen Männern nicht mehr so in dieser ver­antwortungslosen Tradition verhaftet und Frau Möcks Projekt leistet diesbezüglich einen wichtigen Beitrag.

Wenn Frau Möck von ihrem „Waisenhaus“ spricht, so erläutert sie, dass dort eigentlich nur ein echtes Waisenkind wohnt, bei allen anderen Kindern gibt es sicherlich noch irgendwo eine Familie, aber man weiß aufgrund der oben geschilderten Situation nicht, wo sie aufzufinden wäre. Daher ist es um so erfreulicher, wenn man die Erfolgsge­schichten von Kindern hört, die aufgrund von „We care for them“ aus miserablen Verhältnissen befreit wurden und nun eine echte Zukunftsperspektive haben. Diese Geschichten kann man auch unter folgendem Link bei „Unsere Patenkinder – Die Stories“ nachlesen.

https://wecareforthem.de/

Außerdem spricht Frau Möck ehrlich über die Mentalität der Bewohner von Uganda, dem 17-ärmsten Land der Welt. Man lässt sich dort Zeit, ist entspannt, weniger reflektiert und nicht so sehr auf Leistung getrimmt wie bei uns. Dies wird beispielsweise im Bereich der Landwirtschaft deutlich. Uganda liegt am Äquator und es gibt zwei Regenzeiten. Vor der Regenzeit muss man aussäen, damit man nach der Regenzeit ernten kann. „Entspannte Ugander“ säen oftmals zu spät aus, wollen dann aber ihren Fehler nicht eingestehen und, wenn die Ernte schließ­lich zu gering ausfällt, sagen sie einfach: „Es hat zu wenig geregnet.“

Erstaunt erfahren wir, dass es bei uns eine sogenannte „Schuldkultur“, in Uganda jedoch eine vorherrschende „Schamkultur“ gibt, wobei Frau Möck den Unterschied sehr anschaulich erklärt. Wenn wir zum Beispiel das Han­dy eines Freundes versehentlich kaputt machen, entschuldigen wir uns normalerweise, versuchen es reparieren zu lassen oder ersetzen es. Ein Ugander würde niemals einen Fehler zugeben oder sagen, dass er etwas falsch gemacht hat – eher würde er das Handy wegwerfen oder vergraben und sagen, dass er dieses Handy niemals gesehen habe.

Aufgrund dieser kulturellen Unterschiede hat Frau Möck ihre elf MitarbeiterInnen vor Ort besonders sorgfältig ausgewählt und kann sich nun aber voll und ganz auf sie verlassen. Deshalb läuft ihr Entwicklungshilfeprojekt selbst dann gut weiter, wenn sie und ihr Mann in Deutschland sind. Dies ist alles andere als eine Selbstverständ­lichkeit, denn andere Entwicklungshilfeprojekte brechen häufig in sich zusammen, wenn die Leiter aus Europa wieder in ihre Heimat zurückfliegen und das, was an nützlichen oder wertvollen Gegenständen vor Ort vorhanden ist, wird anschließend oftmals von den Einheimischen geklaut.

Die Waisenkinder von Frau Möck können aufgrund der Spendengelder für „We care for them“ zudem gute Schu­len besuchen und müssen nicht auf staatliche „Alibi-Schulen“ gehen, die meist noch nicht einmal in einem stabi­len Haus untergebracht sind, in der die Lehrer selbst kaum lesen oder schreiben können und die nur gegründet wurden, damit der Staat sagen kann, er würde sich doch um die Ausbildung der Kinder kümmern. Auch Nachhal­tigkeit zeichnet Frau Möcks Projekt aus. So versorgt der Sonnenkollektor auf dem Waisenhaus nicht nur dieses Wohnhaus mit Strom, sondern zudem noch das Dorf. Die neueste Aktion von „We care for them“ bestand darin, auf einem ein Hektar großen Feld 1.000 Bäume anzupflanzen, denn diese sind für den Boden und somit für die Landwirtschaft sehr vorteilhaft, sie spenden Schatten und bieten einen perfekten Windschutz.

Bei „We care for them“ kann man nicht nur eine Patenschaft für ein Kind übernehmen, sondern auch, zum Bei­spiel nach dem Abitur, ein Praktikum absolvieren. Dabei hat man sogar die Gelegenheit, eine Safari, z.B. zum Victoriasee, zu unternehmen. Oder vielleicht besucht man die Nomaden im Norden von Uganda, das etwa drei Viertel so groß wie Deutschland ist, denn dort gibt es einen mit den Massai verwandten Nomadenstamm. Diesen wird man auf den ersten Blick erkennen, denn sie leben wie früher, kleiden sich nicht, haben traditionelle Narben­tattoos und zur besseren Identifikation ziehen sie sich die vorderen Zähne.

Wir danken Frau Möck für ihren interessanten Vortrag, bei dem man über Land und Leute in Uganda Dinge erfah­ren hat, die man in keinem regulären Schulbuch für Geographie sonst findet.

We care for them: IBAN: DE 7276 39 1000 0007 7528 49; BIC: GENODEF1FOH; Volksbank Forchheim eG

G. Merz

Was wie ein dubioser Hinweis für eine Schnitzeljagd klingt, ist in Wirklichkeit ein praktisches Versuchsmodell, um die wachsende Weltbevölkerung in Zukunft zu ernähren. Aber der Reihe nach. Am 13. Juli 2022 besuchte das P-Seminar von Frau Merz die LWG, die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gar­tenbau an der Galgenfuhr in Bamberg.

Hier wurden uns zwei völlig diametral entgegengesetzte Gartenbaumethoden auf ein und demselben Betriebsgelände vorgestellt: zunächst die ultramodernen, highend-hightech Gewächshauskulturen und gleich im Anschluss daran der komplett biologisch-ökologische, nachhaltige Freilandanbau. Man könnte fast sagen, dass bei der LWG zwei Welten aufeinanderprallen. Dem ist aber nicht ganz so, denn die Aufgabe derselben ist es, in diese beiden Richtungen zu forschen, um so durch die dadurch erlangten Versuchsergebnisse Gartenbaubetrie­be optimal beraten zu können.

Wir haben dabei nicht schlecht gestaunt, als uns Herr Schulz in seine „Hexenkü­che“ geleitet hat, in der Pflanzen, wie Paprika, Gurken und sogar Ingwer, ganz und gar „erdlos“, auf in Plastiksäcken verpackten Kokos- oder Holz­fasern oder Perlite (= aufgeblasenes Vulkangestein mit optimalem Porenvolumen) im Ge­wächshaus heranwach­sen.

Herr Schulz muss hierfür die optimalen Düngerezep­turen zusammenbrauen, die richtige Menge an Schlupf­wespen zur Schädlings­bekämpfung einsetzen, Pflanzen durch Zugketten in die gewünschte Wuchsrich­tung trim­men, sämtliche Heizungssysteme richtig einstellen und dafür sorgen, dass das Wasser, das zusammen mit dem Düngesubstrat auf die Pflanzen gegos­sen wird, anschließend wieder aufgefangen und in einer UV-Anlage sterili­siert wird, damit man es hernach erneut zum Gießen verwenden kann.

Bei einem so enormen Einsatz an Technik, Substraten und Fachkenntnissen sind selbstverständlich hohe Ern­teerträge die Folge. Erstaunlicherweise ist dies aber gar nicht das primäre Ziel der LWG. Viel mehr freut man sich über so manche Pflanzenkrankheit, wie die Stängelfäule oder eine Marmorierung der Blätter, damit man dann erforschen kann, wie sich solche Probleme möglichst effizient lösen lassen. Pflanzen werden zu diesem Zweck sogar künstlich mit Krankheiten infi­ziert. Selbst ein Lieferausfall bei den Schädlingsfressern und ein daraus resultie­render hoher Lausbefall beim Gemüse erfreuen das Forscherherz.

Spektakulär war auch der Anbau von Salat auf einer versiegelten Box, in der sich lediglich eine Nährlösung befin­det, die man eventuell sogar 12 Jahre lang wiederverwenden kann. Aber dies muss erst noch durch eine weitere Testreihe erkundet werden.

Nach dem Einblick in diesen Hightech-Gartenbau, der vielleicht die Zukunft ist, führte uns anschließend Herr Banner auf die Felder der LWG, wo wir eine Form von Anbau sahen, die eher dem entsprach, was man sich so als Elftklässler unter Gemüseanbau vorstellt. Ganz so war es dann aber auch hier nicht, denn in un­mittelbarer Nachbarschaft zu den eben besichtigten „Gewächshäusern aus der schönen neuen Welt“ versucht die LWG hier nun ganz ohne Chemie, ohne Substrate und ohne Nährlösungen, also völlig biologisch-ökologisch, optimale Ern­teerträ­ge zu erzielen. Auch hier sind wieder Schädlinge und suboptimale Wachstums­bedingungen „erwünscht“, denn es geht auch hier primär um die Forschung und nicht um eine Gemüseerzeugung für den Verkauf. Bei­spielsweise werden verschiedene Tomatensorten extra von oben beregnet, obwohl diese Pflanzen das überhaupt nicht wollen. Aber man will so herausfinden, welche Tomatensorte am besten gegen Braun­fäule resistent ist. Außerdem erprobt man den Anbau von Honig- und Netzmelonen, Süßkartoffeln, Ingwer, Tellerlinsen, Flachs und von Teff, ei­ner Hirseart aus Äthiopien, mit der man glutenfreies Mehl herstellen kann. Be­sonders angetan waren wir von den putzigen, frei umher watschelnden indischen Laufenten, die auf dem Gelände der LWG „angestellt“ sind, um Schnecken und andere Schädlinge von den Feldern wegzupicken. Andere Enten würden auch den Salat auffressen, was indische Laufenten jedoch nicht tun. Verblüffend war auch, dass man auf einem Karottenfeld durch das Aufstellen von einigen mit Zwiebelöl gefüllten Gefäßen Schädlinge erfolgreich abhalten kann. Für die­ses äußerst er­freuliche Versuchsergebnis nehmen es die Angestellten der LWG bei der Feld­arbeit auch in Kauf, dass ihnen bisweilen ein ziemlich strenger Zwiebelgeruch in die Nase steigt.

Auch diverse Bewässerungsmethoden, ein Rotationsanbau, ein autonomer Hackroboter mit Kamera und GPS, verschiedenartige Blühstreifen, neuartige Bio­mulchfolien aus Maisstärke statt Plastik, Maßnahmen gegen den Kohlerdfloh sowie Einsatzmöglichkeiten von Samenhanf (z.B. als Dämmstoff) werden auf dem Gelände der LWG ausprobiert.

Die Anbauprodukte der LWG werden übrigens nicht verkauft, da man keine Konkurrenz für die heimischen Gärt­ner darstellen möchte, sondern diese durch For­schungsergebnisse unterstützen will. Das Gemüse, an dem che­mische Substan­zen getestet werden, muss natürlich entsorgt werden. Der Rest geht aber an die Tafel, die Nie­derbrunner Schwestern oder wird in der Kantine der LWG ver­arbeitet.

Am Ende dieser äußerst eindrucksvollen Führung haben wir Gemüse ganz neu wertschätzen gelernt und wir waren froh, dass nicht wir sondern Experten die Ent­scheidung über den Gemüseanbau der Zukunft treffen wer­den, denn für uns wa­ren sowohl die Hightech-Gewächshäuser als auch der ökologische Anbau am Ende der jeweiligen Führung sehr überzeugend. Und am Nachmittag unseres Exkursionstages wurden wir beim Besuch der in der Nähe der LWG gelegenen SOLAWI sogar noch mit einer dritten Form der Landwirtschaft der Zukunft konfrontiert. SOLAWI bedeutet Solidarische Landwirtschaft, die nach eigenen Angaben „dem Gemüse den Preis wegnehmen und den Wert zurückgeben“ will. Hierbei kann man als sogenannter „Ernteteiler“ für einen monatli­chen Beitrag von 86 Euro (= großer Anteil) oder 43 Euro (= kleiner Anteil) Mitglied werden und man erhält dafür wöchentlich einen bestimmten Teil der auf dem sechs Hektar großen Acker der SOLAWI erzielten Ernte. Die Feldarbeit übernehmen zwei festan­gestellte Gärtner, die rein biologisch-ökologisch, ohne großen Maschinenein­satz, ohne chemische Düngung wirtschaften, und wer will und kann, darf beim Gemüseanbau gerne mithelfen.

Um ein ähnliches Projekt handelt es sich bei dem neben der SOLAWI gelegenen Gemeinschaftsgarten. Dies sind 20 Parzellen à 30 Quadratmeter. Eine solche Parzelle kann man pro Jahr für 150 Euro pachten, wobei im Preis auch die Kos­ten für Samen, Dünger und Wasser enthalten sind. Man muss nicht einmal ein Fach­mann sein, denn bei dem Projekt geht es um ein sogenanntes „angeleitetes Gärt­nern“ nach einem ausgeklügelten Pflanzplan. Eine Familie kann auf einer solchen Parzelle ihr Gemüse für ein ganzes Jahr selbst anbauen, sofern sie ihre Pachtfläche sorg­fältig bestellt.

In Zukunft will man durch ähnliche Projekte, den interkulturellen Garten auf dem Erba-Gelände und durch mehrere auf die gesamte Stadt verteilte Hochbeete, die solidarisch genutzt werden sollen, eine „essbare Stadt“ schaffen.

P-Seminar Merz

 

Eigentlich wollte unser P-Seminar in Bambergs englische Partnerstadt Bedford fahren, von wo aus wir dann na­türlich auch eine Exkursion in die Weltstadt London unternommen hät­ten. Aber wegen Brexit und Corona muss­ten wir schließlich umplanen und widmen uns nun dem Welterbe der Stadt Bamberg. Dabei steht allerdings nicht die Bergstadt mit Dom und Residenz im Mittelpunkt, sondern die Gärtnerstadt östlich der Regnitz. Statt schillern­der Großstadt mit ultramoderner City-Skyline – alte, historische Gärtnerhäuser und lehmige Ge­müsefelder? – „So ein Mist,“ mag sich da manch ein Schüler gedacht haben, aber so lang­sam schweifen die Gedanken nicht mehr so oft sehnsüchtig in die Ferne und es gedeiht so­gar mehr und mehr das Interesse an der heimischen Gärtnerkul­tur.

A propos „Mist“: auf einem Unterrichtsgang durch die Gärtnerstadt erfuhren wir, dass dieser eine sehr wichtige Rolle für den Erfolg der Bamberger Gärtner gespielt hat. So war der faser­reiche Pferdemist aus den Bamberger Kavallerie-Kasernen, die sich in den großen Back­steinbauten in der Nürnberger Straße befanden, einst heiß begehrt als wertvoller Dünger.

Bei einem Besuch im Gärtner- und Häckermuseum in der Mittelstraße konnten wir dies mit eigenen Augen sehen, denn das Feld hinter dem Haus ist jetzt etwa 30 Zentimeter höher als die Fläche des Erdgeschosses, weil auf dem Acker 300 Jahre lang der fruchtbare Pferdemist angehäuft wurde.

Auch die Bamberger Sämereien erwiesen sich als interessanter als anfangs vermutet. Diese waren einst landauf, landab bekannt und fast echte „Global Players“. Gemüsesamen aus Bamberg führte sogar zum Aufschwung des niederländischen und englischen Gartenbaus und selbst die Schiffsmannschaften dieser beiden Seefahrernatio­nen nahmen Samen aus Bamberg mit auf ihre Nordamerika- und Ostasienfahrten. Aber, so wie heute, konnten auch damals einige Sämer nicht genug Profit machen und ruinierten durch illegale Machenschaf­ten den guten Ruf der ehrlichen Bamberger Züchter. Einige schwarze Schafe mischten näm­lich in die eigentlichen Samenpäck­chen eingefärbtes Sägemehl, um auf diese Weise die zum Verkauf stehende Ware ein wenig zu strecken. Als dies jedoch bekannt wurde, war Samen aus Bamberg natürlich nicht mehr begehrt.

Bei unserem Besuch im Gärtner- und Häckermuseum wurde uns ausführlich der historische Bamberger Zweidlerplan aus dem Jahr 1602 erklärt. Dieser 1,20 Meter mal 1,70 Meter große Kupferstich gilt europaweit als unvergleichliches und einzigartiges Meisterwerk, was auch die Wissen­schaftsarchitekten der UNESCO bestätigt haben.

Kaum zu glauben, aber mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen wird selbst ein ural­ter Stadtplan für Teenager interessant. Beispielsweise sieht man anhand der lila Farbsigna­tur im Plan, dass am Südhang des Michelsbergs früher Wein angebaut wurde. Die aber bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts andauernde „Kleine Eiszeit“ und die Tatsache, dass die Bamberger Weinreben nicht reblaus-resistent waren, führten jedoch dazu, dass man den Weinbau in Bamberg damals wieder aufgegeben musste. Dafür gab es überdies noch einen histo­rischen Grund, denn im Zuge der Säkularisation bzw. infolge der Auflösung der Klöster kam es zu einem enor­men Rückgang der Nachfrage nach Messwein, denn die vielen Klöster waren zuvor eine wichtige Kundengruppe für den Weinverkauf. Für die Priester der Pfarrkir­chen lohnte sich der Anbau von Wein in Bamberg dann nicht mehr. Erst 2012 wurden im Rahmen der Landesgartenschau erneut Weinreben in historischer Anbauweise am Michels­berg angepflanzt.

Auf dem Zweidlerplan erkennt man auch, wie weit der Hauptsmoorwald – so wie heute im­mer noch – stets weiter in Richtung Osten zurückge­drängt bzw. gerodet wurde. Früher ge­schah dies jedoch, um neue Flächen für den Gartenbau zu gewinnen. Die Gärtner mussten einst die im Osten der Stadt gelegenen Felder sogar einzäunen, um sie so vor dem hungri­gen Wild aus dem Wald zu schützen.

Beim Rundgang durch das Gärtner- und Häckermuseum stellten einige Schüler des P-Seminars fest, dass der letzte Eigentümer dieses Hauses sogar etwas mit ihnen gemeinsam hatte. Er war ein Technik-Freak. Natürlich gab es damals noch keine Computer, aber Gärt­ner Kauer baute Leitungen für Licht in sein Haus – eine Sensation damals – und die dafür nötige Energie holte er tatsächlich in Form eines Akkus mithilfe einer Schubkarre aus dem nahe gelegenen Elektrizitätswerk, der heutigen Volkshochschule, in der Tränkgasse. Ein solcher Akku hielt dann eine Wo­che lang.

Natürlich haben wir bei unserer Führung durch das Museum auch die Heiligenfiguren be­wundert, die bei der Fronleichnamsprozession in Bam­berg durch die Straßen getragen wer­den. Darüber sind Kunsthistoriker jedoch nicht gerade begeistert, weil die Figuren dabei Schaden nehmen können bzw. auch schon nahmen. So hat der Heilige Sebastian bei einer Prozession einmal einen Sonnenbrand an einer Schulter abbekommen und er musste da­raufhin aufwändig restauriert werden. Der „Träger-Job“ einer solchen Heiligenfigur bei der Fronleichnamspro­zession ist eine sehr große Ehre und er wird innerhalb einer Gärtnerfamilie immer weitervererbt. Die Tatsache, dass sogar junge Männer, die mit der Kirche gar nichts mehr zu tun haben wollen, unbedingt Figurenträger sein wollen, war für die Schüler des P-Seminars doch sehr überraschend, denn diese Ehre ist ein echter Knochenjob. Ein Träger muss nämlich auf einer Schulter bis zu 50 Kilogramm stemmen können.

Und wer hätte es gedacht, Prozessionen erfüllten früher neben der kirchlich-religiösen Funk­tion auch noch eine weitere: sie waren nämlich eine Vorform der heutigen Dating-Portale, denn ein Figurenträger konnte nach der Zeremonie seiner Angebeteten das kleine Sträuß­chen, das er am Revers seines Anzugs trug, übergeben. Nahm die Holde diesen Blumen­schmuck an, konnte schon fast mit den Hochzeitsvorbereitungen begon­nen werden.

Der Schaugarten hinter dem Museum ist eine wahre grüne Oase und er vermittelt einen sehr guten Einblick, wie in früherer Zeit der typische Hausgarten einer Bamberger Gärtnerei gestaltet war und man lernt, mit welchen Geräten gearbeitet wurde.

Nach dem Gärtner- und Häckermuseum waren wir natürlich auch noch im 2019 neu eröffneten „Zentrum Welter­be Bamberg“ (Untere Mühlbrücke 5), wo wir uns vor allem den Bereich über die Entwicklung von Bambergs Gärt­nerstadt genauer ansahen und die hervorragende Videoinstallation zur Stadtgeschichte von Bamberg bewundert haben.

„Welterbe statt Weltstadt“ erweist sich doch als interessanter als anfangs gedacht und die nächste Exkursion führt uns weg vom historischen zum modernen Gartenbau in Bamberg sowie zur Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in der Galgenfuhr. Heute werden nämlich in unse­rer Stadt sogar Ingwer und Kurkuma angebaut. Dies verblüfft uns aber nur wenig, denn be­reits in grauer Vorzeit waren die Bamberger Gärtner sehr innovativ und äußerst experimen­tierfreudig, was sich darin zeigte, dass in manchen Betrieben von unseren Vorfahren bereits Melonen und Artischocken ange­baut wurden. Auch hierüber wird es wieder etwas zu berich­ten geben – keine „Saure Gurken Zeit“ also. Selbstverständlich stammt dieser sprich­wörtli­che Ausdruck, der heute im Journalismus für die nachrichtenarmen Wochen im Jahr bzw. das sogenannte „Sommerloch“ verwendet wird, ebenfalls aus dem Gärtnereiwesen. Damals bezog sich diese Redewendung allerdings auf den Winter, in dem es kein frisches Obst und Gemüse gab und wo man fast nur Sauerkraut oder durch Milchsäuregärung eingemachtes Gemüse als Vitamin C Quelle hatte.

P-Seminar Merz