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„Wer bin ich?“ und „Wer bist du?“ „Bin ich der, der ich glaube zu sein oder von dem du glaubst, dass ich es bin?“ Und überhaupt: „Du bist in jedem Fall ein Anderer als ich es bin!“

Nur keine Aufregung: Im fiktiven Kleinstaat Andorra ist die Welt scheinbar in Ordnung und die Bewohner schicken sich an ein „schneeweißes“ Andorra zu schaffen. Doch der Himmel zieht sich zusammen über dem herausgeputzten Andorra und unter der scheinbar heilen Oberfläche gärt es gewaltig.

Von  außen sehen sich die Bewohner von den „Schwarzen“ bedroht und im Inneren von dem/n „Anderen“. Das nagt an der Identität der Andorraner und so legen sich Angst und Missgunst über den Staat. Ausgrenzung, übersteigerter Nationalismus,  Feigheit und schamhaftes Wegducken sind die Folgen und Schuld sind immer die Anderen.

Und da ist da noch dieser Pfahl, von dem keiner weiß, ob er wirklich existiert und doch: Jeder weiß: Er könnte für ihn bestimmt sein.

Der erste laue Frühlingsabend des Jahres. Doch der MZR ist fast bis auf den letzten Platz besetzt, um die Inszenierung von „Andorra“ zu sehen. Auf der Bühne: 12 schwarz gekleidete Schauspieler*innen, mit weißen Masken, die effektvoll immer wieder vor das Gesicht gezogen werden, ein Chor (eine „Abordnung“ des Schulchors und Musiker (Klavier, Bass, Cajón). Schüler*innen von der 5. Bis zur 12. Klasse. Die Idee der Inszenierung: Reduktion. So haben wir die Geschichte des angeblichen Juden Andris, der letztlich am Pfahl endet, entschlackt und gleichzeitig für neue Interpretationen geöffnet, indem wir versucht haben die Mechanismen der Ausgrenzung zu zeigen, die jeden von uns treffen können. In immer neuen zweier Konstellationen, beobachtet und lautstark kommentiert durch die Gruppe der Andorraner, wird die Kaltherzigkeit, die Feigheit, die Angst verdeutlicht, die dazu führen, dass Misstrauen und Anschuldigungen in Andorra die Oberhand gewinnen. Die Schauspieler*innen zeigen dabei eine sprachlich und körperlich beeindruckende und konzentrierte  Performance, untermalt von der emotional ergreifenden Musik, sodass sich das Publikum nach einer intensiven halben Stunde begeistert in die laue Frühlingsnacht verabschiedet.