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„Freitags kurz die Welt retten?!“ – eine häufig gestellte, kritische Frage an die Initiative Fridays-for-Future, an Jugendliche des 21. Jahrhunderts generell und damit auch an den Katholischen Religionskurs K2 der Q12. Dieser musste sich vor der Anmeldung zu diesem Studientag erst einmal innerhalb des Kurses einig werden, ob die Thematik für die SchülerInnen so kurz vor dem Abitur relevant ist. Individuell kann das tatsächlich nur jeder für sich selbst beantworten, aber die theologische Relevanz dieses Studientages der Universität am 20.2.20 ist offensichtlich. Der Schöpfungsgedanke, die Menschenrechte und nicht zuletzt die christliche Soziallehre sollten keine leeren Gedankenphrasen, sondern fundiertes Wissen als Grundlage für die Beantwortung der Frage „Kann ich tatsächlich mit Freitagsdemos schnell mal kurz die Welt retten?“ sein. Sicherlich hat sich mancher Teilnehmer des Studientages zwei Kurzvorlesungen mit anschließendem Workshop sowie Abschlussplenum etwas anders vorgestellt. Uniluft in modernen Vorlesungsräumen schnuppern, zwei überaus engagierte und offene Professoren, ein kritisches und reflektiertes Publikum – 3x ja! Trotzdem fühlte es sich irgendwie anders, man spürte die Bedeutung des Themas und wie wichtig es allen Beteiligten war, hier nicht nur zu einem theologischen Thema einen Studientag durchzuführen, sondern eine Fragestellung zu beleuchten, die Menschen heute überall auf der Welt zutiefst berührt.

Macht euch die Erde untertan!

Was die Theologie zu diesem Themenbereich zu sagen hat, stellte Prof. Dr. Bieberstein in seiner anschaulichen und teilweise lautstarken Darstellung der Schöpfungsgeschichte heraus. Er setzte den Schwerpunkt auf die Frage, ob denn die Bibel mit ihrer Aussage „Macht euch die Erde untertan!“ an der Zerstörung der Welt schuld sei. Laut seiner Interpretation der Bibelstelle wünscht Gott keine Gewalt innerhalb der Nahrungskette, kein Leben auf Kosten Anderer, auch nicht der Tiere. Vielmehr ein Abhalten alles Feindlichen von unserer Schöpfung. Gleichwohl lässt sich hier nach dieser Schlussfolgerung keine allumfassende Beantwortung der ursprünglichen Themenfrage ableiten.

Wieso überhaupt die Welt retten?

Prof. Dr. Weißer setzte einen anderen Fokus: Wieso überhaupt die Welt retten? Ausgehend von einer Auseinandersetzung anhand wissenschaftlicher, aber auch einfacher pseudo-wissenschaftlicher Literatur gelang ein theologisch-ethischer Exkurs, der das Denken und Handeln der Menschen in Bezug auf diese Frage durchaus gelungen erfasste. Ausgangspunkt des Dreischritts Sehen-Urteilen-Handeln war die „Verletzlichkeit der Erde wie des Lebens insgesamt“. Für Diskussionsstoff sorgte die angeführte These von H.E.Richter, dass der neuzeitliche Mensch ein angstbesetztes Wesen sei, das dadurch einen „zügellosen Bemächtigungsdrang des westlichen Fortschrittsmythos“ pflege.

Und wie beantworten beide die Frage nach dem konkreten Handeln als Christ? Ungeachtet möglicher Überforderungsszenarien und der Unsicherheit, inwieweit der Einzelne tatsächlich mit seinem Handeln Verbesserungen herbeiführen kann, stimmten beide darin überein, dass nur durch die Kombination einer politisch-gesellschaftlichen Veränderung und durch eigenes, individuelles Handeln unsere Welt zu retten ist. Als Christ erhielt jeder Teilnehmer nunmehr die theologische Basis als Richtschnur für seine persönlicheVorgehensweise. Selbstversuche, Teilzeitveganismus, Verzicht auf übermäßigen Konsum und unbegrenztes Wachstum, Blick auf das Ganze statt auf das rein Eigene – viele Wege wurden aufgezeigt, wie sich die Welt (kurz) retten lassen könnte.

Einen Glanzpunkt setzte sicherlich der Poetry-Slam von Maron Fuchs am Ende der Veranstaltung, der unser aller Verhalten bei Fragen des Klimawandels thematisierte und sehr beeindruckend vor Augen führte, was wir alles ändern müssten/könnten – gerade als Christ!

Q12 K2, Claudia Losgar