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London is calling

Die meisten Sehenswürdigkeiten von London kennt man aus dem Fernsehen oder von Bildern. Eine ganz andere Erfahrung ist es jedoch, direkt vor diesen zu stehen. Es war wunderbar, dass wir, die Teilnehmer des P-Seminars „Work Placement in Bedford 2018“, diesen Ausflug miterleben durften. Die Exkursion wurde von unserer Seminarleiterin Frau Merz organisiert, die mit ihren umfassenden Fachkenntnissen über London den Tag für uns abwechslungsreich und spannend gestaltet hat. Sie brachte uns viele der Highlight Londons durch interessante und zum Teil kuriose Geschichten, die man von einem Reiseführer nicht unbedingt erfahren hätte, näher.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein begann unsere Führung am Nordufer der Themse, dem früher eher royalen Teil der Stadt, bei den Houses of Parliament. Von deren eindrucksvoller Fassade war leider nur wenig zu sehen, da das marode Gebäude zur Zeit – und auch noch in den nächsten Jahren – grundlegend saniert werden muss. Dabei will man auch die Rattenplage in diesem altehrwürdigen Gemäuer in den Griff bekommen, denn von diesen unliebsamen Tierchen tummeln sich augenblicklich unzählig viele dort. Trotz der Reparaturarbeiten am Uhrenturm konnten wir einen Blick auf die Zeiger der Uhr, die beachtliche sieben Meter lang sind, erhaschen. Außerdem hatten wir einen perfekten Blick auf das London Eye, das für die Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende aufgestellt wurde und damals das größte Riesenrad der Welt war.

Wegen der großen Dichte an ″Sights″ in London waren wir auch gleich an der berühmten Krönungskathedrale Westminster Abbey, wo wir erfuhren, dass bis jetzt bei jeder dort statt gefundenen royalen Krönung kleinere Missgeschicke passiert waren – nur die Krönung von Queen Elizabeth II. lief reibungslos ab, was wohl ein gutes Omen war, da sie immer noch das Amt der Monarchin innehat. An White Hall vorbei ging es zu 10 Downing Street. Auch wenn man dieses Gebäude wegen der dicken Eisengitter, die einst aufgrund der Gefahr von IRA-Terroranschlägen angebracht wurden, nur aus einiger Entfernung betrachten kann, so war es dennoch interessant, denn man läuft ja nicht jeden Tag am Wohn- bzw. Amtssitz der englischen Premierministerin vorbei. Anschließend ging es zur Horse Guard Parade, wo alljährlich die Pferdeparaden ″Trooping the Colour″ zu Ehren des Geburtstags der Queen abgehalten wird. Vor unserer Mittagspause blickten wir am Trafalgar Square zur Nelson-Statue hinauf und einige von uns bedauerten, dass sie nicht so wie einst die Erbauer dieses Denkmals auf der obersten Plattform – 47 Meter hoch über dem Boden – ein Dinner abhalten konnten, aber unser Picknick im nahegelegenen St James’s Park war auch sehr schön. Gestärkt von unseren Sandwiches spazierten wir die Mall entlang in Richtung Buckingham Palace, wobei wir Zeugen von Dreharbeiten für einen Film wurden und viele Requisiten, Autos und Schauspieler im Stil der 1940er Jahre erblickten.

Da die Queen leider keine Zeit hatte, um uns zum Afternoon Tea einzuladen, durchquerten wir gemütlich den St James’s Park, eine der vielen „grünen Lungen“ der britischen Hauptstadt und fuhren anschließend mit der U-Bahn ans südliche Themseufer.

Dieses Gebiet galt in früherer Zeit aufgrund der dort angesiedelten Jahrmärkte, Theater, Hahnenkampf- und Bärenhatzarenen als Londons Vergnügungsviertel und gleichzeitig auch als Tummelplatz für Schuldner, Kriminelle, Prostituierte und halbseidene Geschäftemacher. Das südliche Themseufer bildete immer einen starken Kontrast zum nördlichen Ufer der Themse, das einerseits vom Könighaus und andererseits von der Banken- und Geschäftswelt der City geprägt war. Früher befanden sich in den südlich der Themse gelegenen Stadtteilen auch die Gefängnisse sowie die sogenannten ″smelly professions″, zum Beispiel Abdeckereien, Gerberbetriebe, Fabriken und die Werftanlagen. Im Zuge der Milleniumsfeierlichkeiten erfuhr jedoch das Südufer der Themse eine außerordentliche Metamorphose und die dabei entstandene Flaniermeile von Westminster bis zur Tower Bridge wurde zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen. Ehe auch wir diesen ″Queen’s Walk″ abliefen, haben wir allerdings erst einmal eine Kaffeepause auf dem Oxo-Tower eingelegt. Von der dortigen Aussichtsterrasse genossen wir über den Dächern von London das 360°-Panorama. Für eine Fahrt im London Eye hat unsere Zeit leider nicht gereicht, aber hier haben wir auf halber Riesenrad-Höhe fast dieselbe Aussicht genossen und dies auch noch kostenlos. Anschließend reihte sich ein Highlight an das andere: The Shard – Tate Gallery of Modern Art – Millenium Bridge – Globe Theatre – Golden Hinde – Borough Market – Southwark Cathedral – H.M.S. Belfast – Hay’s Galleria – City Hall – Tower Bridge – Tower of London.

Überwältigt von so vielen spektakulären Bauwerken und Eindrücken ließen wir dann bei unserer letzten Station, Covent Garden, den Tag ausklingen und schauten den vielen Straßenkünstlern zu, lauschten den Musikern, kauften so manches Souvenir und probierten die eine oder andere kulinarische Köstlichkeit.

Marie Riedel, Ronja Hau, Tivio Grignon, Katharina Schneider

(P-Seminar Bedford 2018)

Nachtrag:

London leider ohne ″London Dungeon″ –

aber als Ersatz gab’s einen ″Dungeon″ in Warwick Castle

 „Ich fand es schade, dass bei unserer Stadtführung durch London kein Besuch im ′London Dungeon′ enthalten war. Umso überraschender und erfreuter war ich dann, als ich doch noch in den Genuss kam, ein solches englisches Verlies bzw. Gruselkabinett zu besichtigen, wenngleich dieser Besuch auch deutlich „entspannter“ hätte ablaufen können…

Zunächst muss man wissen, dass ich mein Praktikum in Bedford an einer Primary School machte. Am zweiten Tag haben zwei andere DGlerinnen und ich unverhofft die Chance erhalten, die dritten und vierten Klassen (= Schüler im Alter zwischen sieben und neun Jahren) auf einen Schulausflug zum Warwick Castle zu begleiten. In dieser Burganlage werden interaktive Führungen angeboten, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene äußerst eindrucksvoll sind. Außerdem gibt es Flugvorstellungen von diversen Raub- und Greifvögeln, mittelalterliche Ritterturniere, Bogenschützen-Wettkämpfe, ein Katapult, mit dem zwei Mal am Tag eine Feuerkugel in den Himmel geschossen wird, einen hohen Turm, von dem aus man eine phantastische Aussicht hat, und eben auch einen ′Dungeon′ nebst einem mit Wachsfiguren bestückten Gefängnis.

Unsere Grundschüler wurden in Gruppen eingeteilt und je zwei Lehrer mussten diese beaufsichtigen. Jede Gruppe erhielt dann einen Plan, in dem stand, zu welchem Zeitpunkt welche Attraktion besucht werden sollte. Leider, beziehungsweise zu meinem Glück, hat der begleitende Lehrer meiner Gruppe diesen Plan ein wenig durcheinander gebracht und meine Gruppe statt zu einem mittelalterlichen Schauspiel in den ′Dungeon′ geführt. Rückblickend muss ich feststellen, dass es vielleicht eine bessere Zielgruppe als Besucher für so einen ′Dungeon′ gibt als siebenjährige Kinder. Das Betreten des ′Dungeon′ hätte man eventuell zu jenem Zeitpunkt überdenken sollen, als ein Mädchen schon nach dem ersten von sieben Teilen der Darbietungen zu weinen angefangen hat und mit einem Lehrer nach außen gehen musste. Am Schluss waren wir alle mehr oder weniger verängstigt, aber zum Glück sind wir alle wieder heil, wenngleich auch schweißgebadet, aus dem ′Dungeon′ herausgekommen. Und ich weiß jetzt, dass ich vier sich fürchtende Kinder gleichzeitig an den Händen halten kann. Immerhin haben alle Kinder im Nachhinein gesagt, dass sie es zwar sehr gruselig, aber doch ganz schön fanden, was ich nur bestätigen kann.“

Ronja Hau (P-Seminar Bedford 2018)