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„meine Perle, ich mag dich so derbe gerne“

In diese enthusiastische Lobeshymne der „Hamburger Goldkehlchen“ können wir nach unserer einwöchigen Stu­dienfahrt nun mit lauter Stim­me und tiefster Überzeugung einstimmen. „Hamburg, die schönste Stadt der Welt, so stolz und prachtvoll stehst du einfach da“ singt dieser Ham­burger Männerchor, der von sich selbst behauptet: „70 Männer – ein Chor – keiner kann singen.“ Die Aussage, dass diese 70 Jungs nicht sin­gen können, stimmt aber überhaupt nicht. Hier der Beweis:

https://youtu.be/res5p6iDYx8?feature=shared

Eine andere Aussage trifft jedoch eingefleischte Bamberger tief ins Mark: „Hamburg wurde im 15. Jahrhundert zur Bierhauptstadt Europas.“ Dies lässt sich allerdings leicht verkraften, wenn man an der Binnenalster, „Hamburgs guter Stube“, steht und den Blick über die idyllische Wasser­fläche mit der 60 Meter hohen Alsterfontäne schwei­fen lässt, denn dies alles gäbe es so nicht, wenn man nicht das Wasser der Alster aufgestaut hätte, um dann mithilfe der so gewonnenen Wasserkraft die Mühlen zum Malen von Korn zu betreiben, das sowohl die Bäcker als auch die Bier­brauer benötigten. Und wer hätte es gedacht, ohne Binnenalster hätten auch die Alster­schwäne kein Zuhause. Diese stehen übrigens unter be­sonderem Schutz. Sie dürfen weder verletzt noch getötet und noch nicht einmal beleidigt werden, denn solange es ihnen gut geht, ist die Freiheit Hamburgs gewährt.

Aber wer denkt bei Hamburg schon an die kleinen, süßen Alsterschwän­chen? Die ersten Gedanken gehen natür­lich in Richtung Hafen und Reeperbahn. Diese beiden Stadtteile haben wir selbstverständlich ge­nauer erkundet und feststellen müssen, dass es hier, wie in so vielen Be­reichen der deutschen Wirtschaft, immer mehr Prob­leme gibt. Für die stets größer werdenden Containerschiffe wird die Fahrt nach Ham­burg durch die Elbe immer schwie­riger und somit teurer. Und auf der Reeper­bahn ist seit Corona und in Zeiten zunehmender digitaler Online-Angebote eine ge­wisse „Geschäftsflaute“ zu verzeichnen. Gerade aus geographischer Sicht war der Pro­zess der Gentrifizierung der Ree­perbahn und von ganz St. Pauli sehr deutlich zu beobachten. Ohne die vielen schaulusti­gen Touristen, die die Gegend um die David­wache, dem wohl berühmtesten Polizeikommissariat Ham­burgs, die Herbertstraße (vor und hinter den Sichtblenden), den Boxkeller „Zur Ritze“, den Hans-Albers- und den Beatles-Platz sowie die Große Freiheit ablaufen, sähe dieser Stadtteil heute schon ganz anders aus.

Unsere Studienfahrt stand unter dem Motto „Kontraste der Großstadt“. So haben wir den Kiez von St. Pauli und den neuen Kiez, St. Georg mit dem Bahnhofsviertel, mit all seinen Licht- und Schattenseiten gesehen. Da gab es einerseits die sozialen Angebote und Hilfsmöglich­keiten für Sexarbeiter und Drogen­süchtige, aber andererseits konnten wir täglich von unserer Unterkunft aus die Probleme auf dem Steindamm beobachten. Für ei­nige war es sicher ein bewe­gendes Erlebnis, vom sauberen, gut gesicherten und ge­schützten Hostel „Generator“ aus das nächtliche Treiben in der Bahn­hofsgegend zu verfolgen. Eine geographische Feldstudie der besonde­ren Art, vor allem wenn man tagsüber die reichen Villenviertel an der Au­ßenalster und die entlang der Elbchaussee, die jeder als teuerste Straße aus dem Spiel Monopoly kennt, entlangspaziert ist oder die schnuckeli­gen Kapitäns-, Lotsen- und Fischerhäuser von Övelgönne hinter dem malerischen Elbstrand bewundert hat.

Aus städtebaulicher Sicht war natürlich auch die Erklimmung des Grünen Bunkers, eines nun aufgestockten und reichlich bepflanzten Flakturms aus dem Zweiten Welt­krieg, ein „Highlight“ im wahrsten Sinne des Wor­tes. Eben­so wie der Rundgang durch die ultramoderne, stylische Hafen­city, in der es neben sehr luxuriösen, hoch­preisigen Apartments auch vie­le moderne, optisch sehr ansprechende Sozialwoh­nungen gibt, um so eine gute gesellschaft­liche Mischung in diesem Stadtteil herzu­stellen. Ein sehr attraktives Schulgebäude mit einem Sport- und Pausen­hof auf dem Dach unter freiem Himmel hätten wir sofort als Vorlage für unser „neues DG“ auser­koren.

Natürlich waren auch die Sicht von der Plaza der Elbphilharmonie auf die Mu­sical-Theater und die Hafenanlagen, der Spa­ziergang durch den alten, 426 Meter langen Elbtunnel sowie die abendlichen, musikuntermalten Wasserlichtspiele in der Parkanlage „Planten un Blomen“ eindrucksvolle Erlebnisse.

Als Besucher aus der Welterbestadt Bamberg konnten wir auch den Ver­gleich zwi­schen dem Bamberger und dem Hamburger UNESCO-Welterbe anstellen, denn nicht nur die Speicherstadt, sondern auch das ehemalige Kontorhausviertel mit all seinen schmucken Backsteinfassaden und Treppenhäusern und dem repräsentativen Chile­haus wurden 2015 in die Welterbe-Liste aufgenommen – jedoch erst 12 Jahre später als unse­re Bamberger Welterbe-Stadtteile.

Für alle, die im Herzen Kinder blieben, eröffnete sich im Miniaturwunder­land eine zauberhafte Welt im Kleinen mit unzähligen Zügen und Land­schaften rund um den Globus. Shopping-Freunde kamen selbstverständ­lich in einer Stadt wie Hamburg auch auf ihre Kosten, angefangen bei der Europa-Passage, dem Hanseviertel, den Stadthö­fen, dem Alster- und Levante-Haus, über die Luxusmeile „Neuer Wall“, wo wir uns leider nichts leisten und auch nicht mit einem Rolls Royce vorfahren konnten, bis hin zu Westfield Hamburg-Überseequartier, dem neuesten und nun größten Einkaufs­tempel Nordeuropas.

Bei einem gemeinsamen, vorzüglichen Abendessen im nun neuen, ei­nerseits hippen, teils gentrifizierten und andererseits bunten Multikulti-Kiez St. Georg ließen wir die vielen Eindrücke und Erlebnisse noch ein­mal Revue passieren.

Mit den „Hamburger Goldkehlchen“ können wir nun aus tiefster Überzeu­gung singen:

„Und wenn ich an der Elbe steh
Mit’m Lachsbrot in die Ferne seh’
Dann weiß ich wohl ich will hier nich’ mehr weg

Mit den Goldkehlchen im Rücken
Unserer Elphi, all den Brücken
Welche Stadt hat so ne Auswahl im Gepäck

Moin moin Hamburg, meine Perle
Ich mag dich so derbe gerne
Deine Menschen, dein Geklön, so wunderschön
Moin moin Hamburg deine Straßen
Ordentlich Wasser, was ein Hafen
Und in hundert Jahren werd’ ich nicht von dir gehen
In zehntausend Jahren werd’ ich nicht von dir gehen“

Naja, am Freitagmorgen mussten wir dann leider doch wieder gen Sü­den aufbre­chen… Aber ein großes Lob geht bei dieser Studienfahrt an unsere tollen Schülerin­nen und Schüler, die die zum Teil für manche un­gewohnt langen Stadtspaziergänge zu den circa 1.000 wunderbaren Stellen dieser traumhaft schönen Stadt, also das in die Stu­dienfahrt indi­rekt integrierte Sportprogramm, gut bewältigt haben, pünktlich waren und uns begleitenden Lehrkräf­ten keinerlei Probleme verursacht haben. Mit euch würden wir wieder wegfahren, ihr hoffentlich auch mit uns. 🙂 Dan­ke.

Für die Leistungsfächer Geographie und Chemie

G. Merz

Streetart in Hamburg

Kreative Aufforderungen, seinen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen:

Ein Dank geht auch an Toni Wittmann für die Fotos von St. Pauli und einige Fotos der Hafencity.