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Cambridge

Isaac Newton, Charles Darwin, Stephen Hawking und WIR

besuchten die berühmten Colleges in Cambridge

Man stelle sich eine Kombination aus einem verträumten Fürstenhof in einer Märchenverfilmung, dem Speisesaal von Hogwarts, dem Rasen von Wimbledon und einem Botanischen Garten vor und man erhält eine ungefähre Vorstellung eines College in Cambridge. Von diesen kleinen und größeren ″Courts″ bzw. idyllischen Innenhöfen mit einzigartiger Blumenpracht und zum Teil paradiesischer Ruhe gibt es insgesamt 31 in Cambridge, sodass man im Stadtkern praktisch von einem architektonischen Kleinod zum nächsten wandeln kann und wenn nicht die vielen Touristen – pro Jahr drei Millionen – dasselbe täten, käme man sich vor, als wäre man in eine andere Zeit versetzt.

P-Seminar “Bedford 2018” im Pembroke College

Gonville & Caius College

Corpus Christi College

Emmanuel College

Cambridge liegt am Fluss Cam, etwa 80 km nordöstlich von London, und hat ca. 125.000 Einwohner, von denen ungefähr 24.500 Studenten sind. Die Stadt gilt als ″bike capital of Great Britain″, weshalb viele Straßen der Innenstadt autofrei sind.

Bike shop

Frau Merz führte uns auf den Spuren berühmter Studenten von Cambridge. Zu ihnen zählten Charles Darwin (Verfasser der Evolutionstheorie), Sir Isaac Newton (Entdecker des Gravitationsgesetzes), Stephen Hawking (Mathematiker und Physiker), Alan Turing (Urvater des Computers), Erasmus von Rotterdam (Philosoph), John Harvard (Gründer der Harvard University in den USA), Stephen Fry (Schriftsteller), Douglas Adams (Autor der satirischen Science Fiction Reihe „Per Anhalter durch die Galaxis“), John Cleese und zwei weitere der Monty Pythons, zahlreiche englische Prime Ministers und Archbishops sowie HRH Prince Charles.

Von der Tatsache, dass ein Studium in Cambridge nicht immer so eine ernste Angelegenheit ist wie man allgemein vermutet, zeugen die vielen ″student pranks″ bzw. Studentenstreiche. So tauschten Studenten einst am Tor des Trinity College bei einer Statue von Henry VIII das Zepter durch ein hölzernes Stuhlbein aus, das Henry VIII auch heute noch in seiner rechten Hand hält.

Trinity College mit Henry VIII

Ein anderes Mal haben Ingenieurstudenten ein Auto auf das Dach des Senate House gehoben, das nur unter hohem technischen Aufwand wieder entfernt werden konnte, während andere Studenten waghalsig bzw. todesmutig vom Dach des Gonville & Caius Collegegebäudes zum etwa 2,40 Meter entfernten Senate House sprangen, um durch diesen ″Senate House Leap″ ihren Mut unter Beweis zu stellen.

Stelle des ″Senate House Leap″

Aus diesem Grund findet man heute an zahlreichen Colleges Gitter mit spitzen Metallstiften, um die nächtlichen Gebäudekletterer, die sogenannten ″night climbers″, von solchen Aktionen abzuhalten.

Sensationelle wissenschaftliche Erkenntnisse wurden in Cambridge auch nicht immer, wie man vielleicht vermuten mag, beim fleißigen Studieren hinter altehrwürdigen Collegemauern gewonnen. Francis Crick und James Watson entdeckten beispielsweise im Jahr 1953 die Struktur der DNA beim Genuss eines Biers im Pub mit dem Namen ″The Eagle″. Seitdem gibt es dort ein spezielles Bier, das den Namen “The Eagle’s DNA” trägt. Dies ist allerdings nicht die einzige kuriose Geschichte, die mit diesem Pub verbunden wird, denn im Pachtvertrag dieses Pubs ist seit Jahrhunderten ein Passus, der das Schließen eines bestimmten Fensters untersagt. Angesichts des wechselhaften englischen Wetters fragt man sich natürlich, weshalb dies so ist. Die Antwort ist jedoch ganz einfach – für Briten. Hier kam vor langer, langer Zeit ein kleines Mädchen bei einem Brand ums Leben und durch das offene Dachfenster wird gewährleistet, dass der Geist dieses Mädchens weiteratmen kann.

An die Vergänglichkeit des eigenen Lebens werden Touristen durch die sogenannte Corpus Clock erinnert, die 2008 von Stephen Hawking eingeweiht wurde. Über diesen ″sinister grasshopper″, den ″Chronophage″ oder ″time eater″ heißt es: ″Its jaws bite away the minutes, it blinks at random. Every 15 minutes it raises its sting, before stinging each hour to death, to the sound of a chain rattling into a coffin. He’ll eat up every minute of your life, and as soon as one has gone he’s salivating for the next.″ (John C. Taylor)

″The Chronophage: The sinister grasshopper or the time eater″

Von der Vergänglichkeit geht es zurück ins volle Leben. So wie man in Venedig mit einer Gondel durch die Kanäle schippert, so ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Cambridge das ″Punting″.

Punting

Dabei kann man sogar unter der berühmten ″Mathematical Bridge″ hindurchfahren. Diese Holzbrücke wurde der Legende nach von Sir Isaac Newton entworfen und gebaut, und zwar so, dass sie nur durch ihre eigene Spannung und ihr eigenes Gewicht hielt. Angeblich haben Studenten einst versucht, diese Brücke auseinanderzunehmen und anschließend wieder zusammenzusetzen, wobei sie jedoch versagten. Seitdem wird die Brücke von Schrauben und Muttern zusammengehalten. Dies ist allerdings nur ein charmantes Geschichtchen für Touristen, denn die Brücke wurde erst 22 Jahre nach Newtons Tod erbaut.

Mathematical Bridge

Mit Venedig verbindet Cambridge auch die nach der Seufzerbrücke benannte ″Bridge of Sighs″. In Cambridge wurden allerdings in die Fenster der Brücke nach einigen Jahren Gitter eingefügt. Warum? Durch diese Gitter verhinderte man, dass die Studenten des St John’s College, nachdem am Abend alle Tore ihres College verriegelt waren, heimlich vom Fluss aus mit einem Punting-Kahn unter die Brücke fuhren und durch die Fensterschlitze in der Brücke zu später Stunde nach einem Pub-Besuch unbemerkt wieder in ihr College zurückkehren konnten und auf diese Weise durch ein allzu ausschweifendes Leben ihr Studium vernachlässigten.

Bridge of Sighs

Eine weitere architektonische Besonderheit des St John’s College ist ein in die Fassade integrierter Turm, der den Spitznamen ″the wedding cake″ trägt und an dessen Spitze sich ein leeres Zifferblatt befindet. Der Legende nach wetteiferten das St John’s College und das Trinity College darum, wer am schnellsten einen Turm bauen könne, wobei das St John’s College verlor und deshalb den Turm erst gar nicht mehr fertiggestellt bzw. keine Uhr mehr angebracht hat. (Die wahrscheinlichere Erklärung ist jedoch, dass dem College das Geld für weitere bauliche Maßnahmen ausging.) Jahre später malte dann ein Student aus Jux eine Uhr in das leere Zifferblatt und lustiger Weise wurde dieser Streich erst entdeckt, als ein Uhrmacher diese „Uhr“ stellen wollte.

St John’s College

Unsere Tour durch Cambridge endete am Wahrzeichen der Stadt, der King’s College Chapel, deren Fächergewölbe das größte der Welt ist und von der aus jedes Jahr der Weihnachtsgottesdienst in alle Welt übertragen wird. Wir schossen natürlich auch die für einen Cambridgebesuch typischen Fotos: King’s College Chapel mit oder ohne die davor grasenden Kühe, von denen es heißt sie seien ″usually friendly″ – angeblich haben sie aber auch schon Leute umgebracht.

King’s College Chapel

Die Ursprünge der Cambridge University liegen im Jahr 1209, als eine Gruppe von Studenten von den Aufständen in Oxford, bei denen mehrere ihrer Mitstudenten starben, nach Cambridge flohen. Als es offensichtlich wurde, dass diese Studenten ihre eigenen Gebäude brauchten, kam es zur Gründung der Cambridge University. Viele Colleges wurden von reichen Leuten bzw. Wohltätern oder von der Kirche gegründet, wobei die Pest „positiv“ für die Entwicklung der Colleges war, da zahlreiche Gelehrte und Geistliche gestorben waren und neue ausgebildet werden mussten, um die durch die Pest Verstorbenen zu „ersetzen“. Von Anfang an bestand eine Rivalität zwischen den beiden britischen Eliteuniversitäten. Bei einem weiteren Besuch in Großbritannien können wir vielleicht auch einmal Oxford besuchen und dann feststellen, welche der beiden Universitätsstädte die schönere ist.

Bis es soweit ist, haben wir uns noch das Geläut der Great St Mary Church, das als Vorlage für das Geläut von Westminster bzw. Big Ben in London diente, angehört und den Ausleger des Cambridge University Press Bookshop bewundert, denn dies ist ″the oldest printer and publisher in the world and the biggest academic press″.

Great St Mary Church

Cambridge University Press Bookshop

Als nächstes ging es noch zum „Shoppen“ in die kleinen Geschäftchen und in die Grand Arcade und danach eigneten sich die schmucken Innenhöfe der Colleges perfekt für ein Picknick und zum Entspannen.

Erholungspause im Innenhof des Emmanuel College

P-Seminar Bedford 2018 (Fr. Merz)