Zweckverbandssitzung im MZR:
Ein historischer Tag: DG geht auf eine lange Neubau-Reise
Von Bertram Wagner
Baulicher Befreiungsschlag: Gut fünf Jahrzehnte nach der Einweihung des Dientzenhofer-Gymnasiums – damals auf der „grünen Wiese“ – wurde in einer öffentlichen Sitzung des Zweckverbands Gymnasien Stadt/Landkreis einstimmig beschlossen: Der Bezirksregierung in Bayreuth wird die Variante „Neubau im Bestand“ vorgeschlagen! Damit dürfte die Tür für ein „neues DG“ ganz weit offen stehen! Die Alternativen „Generalsanierung ohne Erweiterung“ und „Generalisierung Altbau inkl. Neubau Turnhalle/Erweiterungsbau“ sind damit vom Tisch.
Zweites Aufatmen am Dientzenhofer-Gymnasium, nachdem bereits im Frühjahr vermeldet werden konnte, dass die viel diskutierte Standortfrage mit einem „Pro Bamberg“ beantwortet wurde.
„Klassenausflug“ mit Landrat
Landrat Johann Kalb sprach aus was alle Zuhörer sicher dachten: „Das neue DG wird nichts mehr mit dem jetzigen Bau zu tun haben. Es bieten sich nun alle Chancen, den Erfordernissen eines veränderten Bildungssystems Rechnung zu tragen.“ Er plädierte auch für einen „Klassenausflug“, oder anderes ausgedrückt: Eine gemeinsame Fahrt zwecks Ideensammlung zu neu errichteten Schulen im Freistaat wäre sicherlich hilfreich.
Ein Selbstläufer ist dieses Großprojekt auf keinen Fall, im Gegenteil: Finanzreferent Bertram Felix tritt zu Recht auf die Euphoriebremse („ein sehr komplexes Thema“) und setzt auf eine Machbarkeitsstudie von externen Beauftragten, die mit ca. 100 000 Euro zu Buche schlägt. „Das ist gut investiertes Geld. So ist der Weg wasserdicht, quasi schon aus rechtlichen Gründen eine notwendige Lebensversicherung!“ Mit der Kombination Verwaltungsvorschlag und Machbarkeitsstudie liegen nun große Chancen offen, die im Dialog Sachaufwandsträger/Schule genutzt werden sollen. „Zeit nehmen, nichts überstürzen“, warnt Bürgermeister Lange, der auch die „offene Mitwirkung“ betonte und weiß, dass nun erst einmal alles vom Raumplanungsprogramm der Regierung abhängig ist. Somit es auch schwierig, eine verlässliche Zeitschiene zu präsentieren. Sollte der Zweckverband im Herbst 2019 endgültig entscheiden, läge man gut in der Zeit!
Drei Varianten geprüft
Mit großem Interesse verfolgte natürlich auch Oberbürgermeister Andreas Starke, zugleich heuer Vorsitzender im Zweckverband, die von Bertram Felix dargestellte Übersicht zu den Alternativen mit insgesamt 32 Kriterien in den Rubriken Städtebau, Funktionalität Gebäude, Gebäudekonzept/Energiekonzept, Pädagogisches Konzept und Projektabwicklung. Bei dieser wichtigen Entscheidungshilfe gab es keinen einzigen „roten Punkt“ für den Komplett-Neubau, den der „Finanz-Chef“ in die Größenordnung 35 bis 40 Millionen Euro eintaxierte.
Cleary: Riesenchance für das neue DG
Schulleiterin Brigitte Cleary dürfte mit zunehmender Dauer der Sitzung ein großer Stein vom Herzen gefallen sein: „Wir sind sehr froh, dass sich die politisch Verantwortlichen in Landkreis und Stadt zu unserer Schule und dem spezifischen Profil unseres Gymnasiums bekennen und bereit sind, die Anliegen unserer Schüler, Eltern und Kollegen zu berücksichtigen. Als Seminarschule, Umweltschule und Leuchtturmschule für digitale Bildung haben wir vieles zu bieten, was wir auch in einem neuen Schulgebäude weiterführen wollen. Gerade für die Anliegen der Inklusion sowie die Weiterentwicklung moderner Unterrichtsformen bieten die Planungen für das “neue DG” eine Riesenchance! Nach jahrelangem Bemühen ist nun endlich Bewegung in das Thema gekommen. Auch wenn es sicher noch einige Zeit bis zum ersten Spatenstich dauern wird, so ist doch jetzt klar, dass am Standort in der Feldkirchenstraße ein neues modernes Gymnasium mit den dazugehörigen Sporthallen und Außenanlagen entstehen wird.“
Schadensregister
Erleichterung wo man hinhört, dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass Bertram Felix im ersten Teil der insgesamt sehr harmonischen und gut durchstrukturierten Sitzung Schadensbilder vom Ist-Zustand zeigte, die eindrucksvoll – im negativen Sinne – waren. Erhebliche Wärmeverluste (bis zu 87 Prozent Einsparungspotenzial!) ob fehlender Dämmung, Risse in den Wänden, starke Betonschäden, Stolperfallen, Flachdach-Schäden, „museale“ Haustechnik und Elektroinstallationen – ein Auszug aus dem Schadensregister, das allen Beteiligten die Augen öffnete.
Die 90 Minuten dieser Sitzung haben zwar historische Folgen für das DG, nichtsdestotrotz sind auch Geduld (Ergebnis der Machbarkeitsstudie) und Offenheit im Dialog von Nöten, wenn das DG zudem werden soll was sich die Schulfamilie erwartet, ja vielleicht sogar erträumt.
Großer Verwaltungsschritt
Die Karten sind gemischt und damit schon die wichtigsten Trümpfe (pro Neubau) verteilt. 1965 Neubau, 1973 Erweiterungsbau, 2006 Mensa-Bau, 2018 Neubau-Entscheidung und zwei große Fragezeichen bei Abriss/Baubeginn und Fertigstellung (zur Verfügung stehen übrigens 26 000 Quadratmeter Fläche). Die Verwaltung hat einen ersten großen Schritt getan, das Ziel jedoch – naturgemäß – noch weit entfernt.