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Als ich vergangenes Jahr zu meiner Banknachbarin gesagt habe, dass ich mit dem Erasmus + Programm der Europäischen Union zwei Monate an einer italienischen Schule verbringen will, hat sie mich gefragt, ob ich verrückt sei. Denn Italienisch war für mich in den letzten Jahren immer das Fach, das mir am schwersten gefallen ist. Die Sprache fand ich schon immer total schön, aber in der Schule habe ich nie richtig den Zugang dazu gefunden. Ich wusste also, dass es mit meinen nicht vorhandenen Italienischkenntnissen am Anfang schwierig werden würde, aber es hat sich auch nach einem Abenteuer angehört und nach einer Möglichkeit, mal aus meinem Schulalltag in Deutschland herauszukommen. Die Planung meines Aufenthalts vom Januar bis April 2024 in Italien war sehr spontan, deshalb möchte ich hier nochmal Frau Ludwig und Frau Dott.ssa Boraso vom Istituto Tecnico Einaudi/Verona danken, dass sie das auf sich genommen haben. In Verona hatten sich nach kurzer Suche schließlich fünf verschiedene Familien gefunden, die mich insgesamt für drei Monate aufgenommen haben. Auf der Zugfahrt nach Verona habe ich nochmal vergeblich versucht, mir zu merken, wie man sich auf Italienisch vorstellt…Schon von der ersten Familie wurde ich sehr warm in Empfang genommen und habe mich so von Anfang an wohl gefühlt. Die ersten Tage und Wochen waren dann wirklich nicht einfach. Meine Ohren waren noch nicht an die italienische Sprache gewohnt und schon gar nicht an das italienische Redetempo, was dazu führte, dass ich jedes Mal, wenn mich jemand ansprach, nur verwirrt dreinschauen konnte. In der Schule habe ich nicht eine einzige Klasse besucht, sondern habe fast jede Stunde die Klasse gewechselt, was am Anfang ganz schön stressig für mich war. Mit den insgesamt 17 verschiedenen Klassen habe ich ähnliche Fächer wie in Deutschland gehabt, jedoch war die Schule generell auf Tourismus und Wirtschaft ausgerichtet, was mir auch mal ein paar andere spannende Einblicke ermöglicht hat. Da ich im ersten Monat auch jede Woche die Familie gewechselt habe, war es ziemlich schwierig, sich irgendwo wirklich einzugewöhnen, aber es hat Spaß gemacht so viele neue Leute und Familien kennenzulernen. Bei der einen Familie habe ich so viel Pasta gegessen wie davor noch nie in meinem Leben und wurde tagtäglich mit italienischem Rap beschallt, bei der anderen habe ich traditionell italienisch kochen gelernt und ganz viele alte Filme geschaut. Mit allen Familien habe ich schöne Erfahrungen gemacht und wurde überall mit derselben Gastfreundschaft behandelt. Auch die Lehrerinnen und Lehrer am Istituto Einaudi haben mich von Anfang an wirklich nett behandelt und der Großteil der Schüler, die ich kennengelernt habe, war mir gegenüber total lieb und offen. Die Frage meiner Gastschwester Giorgia, ob wir denn in Deutschland auch Nudeln haben, hat mich dann aber doch ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Die ersten zwei Monate in Italien haben mir so gut gefallen, dass ich meinen Aufenthalt gleich noch einmal um einen Monat verlängert habe. Bei zwei weiteren Gastfamilien hatte ich noch einmal die Möglichkeit mein Italienisch zu verbessern und die ersten sommerlichen Tage in Verona mitzuerleben. Vor allem in den letzten paar Wochen dort habe ich gemerkt, wie sehr ich mich in Italienisch verbessert habe. An den temperamentvollen Diskussionen meiner Gastgeschwister konnte ich mich plötzlich beteiligen und auch das Verständnis des Schulstoffs ist mir deutlich leichter gefallen. Als ich schließlich nach drei Monaten Italien wieder im Zug zurück nach Deutschland saß (noch ein bisschen verheult von Abschied) war mir schon bewusst, dass ich Verona nicht zum letzten Mal gesehen habe. Ich habe in meiner Zeit in Italien unglaublich viele schöne Momente erlebt und tolle Menschen kennengelernt und dafür bin ich sehr dankbar. Jeder Person, die darüber nachdenkt, für einige Zeit ins Ausland zu gehen, kann ich es also es nur empfehlen, selbst wenn sie die dort gesprochene Sprache (noch) nicht beherrscht. Worauf es ankommt, ist letztendlich nur eine gewisse Offenheit und der Wille dazuzulernen.

 

Enya Nester, Klasse 10c