1.2.1969 – 1.2.2019: Heinz „Dobro“ Dobrzanski: 50 Jahre – „Goldenes“ Lehrer-Jubiläum am Dientzenhofer-Gymnasium
Typisch „Dobro“: Hier auf der Trainerbank bei einer Berliner Bundesfinal-Begegnung „seiner“ Basketball-Jungs vom Dientzenhofer-Gymnasium, das für den 74-Jährigen ein zweites Zuhause ist und wo er in fünf Jahrzehnten Schulgeschichte geschrieben hat.
Foto: Bertram Wagner
Mit dem 1. Februar startet für Heinz Dobrzanski ein Festtags-Triple der ganz besonderen Art im Jahr 2019: Es dürfte bayern-, ja wohl auch bundesweit nur eine handverlesene Anzahl von Lehrkräften geben, die auf 50 Dienstjahre zurückblicken können. Dieses „goldene“ Jubiläum – Ende Februar folgt dann die „Goldene Hochzeit“ und Ende Mai wird der Jubilar 75 Jahre alt – feiert der weit über die Grenzen hinaus bekannte Bamberger am Dientzenhofer-Gymnasium, der mit Ausnahme eines Jahres – als Referendar am Franz-Ludwig-Gymnasium – nur in der Feldkirchenstraße („ein Wechsel war nie ein Thema“) unterrichtete und dicke Kapitel Schulgeschichte (an die 9 000 Unterrichtsstage am DG) mitgeschrieben hat.
Ende des Schuljahres 2010/11 wurde die DG-Institution bereits in den gesetzlichen Ruhestand verabschiedet, letztlich nur auf dem Papier, denn der 74-Jährige ist weiterhin im Einsatz, nicht nur in seinen offiziell fünf Chemie- und Sportstunden, sondern auch tagtäglich im Vertretungseinsatz, wenn Lehrkräfte in Mutterschutz, Erziehungsurlaub sind oder krankheitsbedingt ausfallen. Typisch für „Dobro“, dessen Wochenalltag mit jugendlichen DG-Basketballern montags um 7 Uhr beginnt, steht der Mittwoch zwei Tage vor dem Jubiläum: vier Stunden Sportunterricht und eine Chemie-Stunde!
„Ich freue mich sehr, dass ich das noch machen kann und darf. So bleibt mein Leben strukturiert, das ist schon eine Art Demenz-Prophylaxe! Ich bleibe am Ball, der Umgang mit den jungen Schülern und Lehrern hilft mir sehr, da kann ich digital noch einiges dazulernen. Das strengt mich nicht an, es ist der Spaß an der Freude, auch keine finanziellen Zwänge stehen dahinter. Mein Aushelfen nimmt den Referendaren keinen Platz weg“, klingt der Jubilar („statt TV-Sofa in die Schule“) voll begeistert. Er wünsche sich in Bamberg ein Modell für Gymnasien, die auf einen Pool von noch arbeitswilligen Pensionisten („da gibt es bestimmt noch zehn bis fünfzehn“) kurzfristig zurückgreifen könnten.
Der ehemalige Chemie-Fachleiter und -Seminarlehrer trat quasi in die Fußstapfen seines Vaters (Oberrealschule). Doch die Dobrzanski-DG-Beziehung ist noch intensiver: Seine beiden Kinder haben hier das Abitur gemacht und im Jubiläumsjahr folgt nun sein Enkel. Ungeachtet seines schulischen Wirkens in Bamberg und in Dillingen (Fortbildungen) hat er bundesweiten Ruhm erlangt in seiner Funktion als Betreuer von Basketball-Schulmannschaften: Vier Bundestitel, fünf weitere „Stockerl“-Plätze und an die 30 Landessiege (zuletzt im Vorjahr mit den Jüngsten in der WK IV) machen ihn zu einen der erfolgreichsten Trainer auf Schulebene. Siegerfotos mit „Dobro“ im „FT“ waren schon fast der sportliche Alltag!
Als Schmankerl aus Hunderten von Schulbegegnungen berichtet er von einer DG-Partie in den 90er-Jahren gegen Würzburg, als man den späteren NBA-Star Dirk Nowitzki auf zwei Punkte halten konnte. Nachdem er selbst im Verein beim VfL Jahn Bamberg in der Kreisliga auf Korbjagd gegangen war („ich war sogar Korbschützenkönig!“) und später ob eines Trainer-Ausfalls in die Betreuer-Funktion „reinschlitterte“, übernahm er Ende 80-Jahre als Nichtsport-Lehrer das Basketballkommando an der Schule. Basketball war und ist neben der Schule sein „zweites Leben“: B-Schein als Schiedsrichter, Trainerausbildung, FCB-Jugendleiter und Hallensprecher in der „Blauen“ in der Bundesliga und international sind neben den vielen Landes- und Bundesfinals weitere Marksteine in seiner sportlichen Vita.
Der Tausendsassa ist natürlich auch beim traditionellen Klaus-Haferkorn-Turnier seit ewigen Zeiten dabei: Seit 45 Jahren ist er Schiedsrichter, als Mitarbeiter unersetzlich und auch bei vielen Einlagenspielen selbst am Ball gewesen. Apropos aktiv: Bis 2017 spielte er jede Woche in seiner Freizeit-Mannschaft „Flower Power“.
In Sportlerkreisen machte sich Heinz Dobrzanski auch als Fußballer einen Namen: Er war berühmt, aber auch berüchtigt als „Manndecker“, der „eisenhart“ zu Werke ging. Die zwei Jahre in der Bayernliga bleiben für ihn unvergessen, diesem Highlight folgte noch einige Jahre in der „Woka“-Elf, ehe er die Schuhe an den Nagel hängte und sich dem Basketballsport vollends widmete.
Vom Parkett zurück ins Klassenzimmer: Schule früher und heute! „Wesentlicher Unterschied ist die Tatsache, dass das Abitur wesentlich schwieriger geworden ist. Die Chemie-Aufgaben werden immer komplexer. Und früher konnte man auch noch Fächer wie Mathematik abwählen! Die Schüler selbst waren reifer als heute, hängt sicher auch damit zusammen, dass sie mehr Zeit hatten und auch die Freizeitmöglichkeiten noch nicht so groß waren“, zieht Dobrzanski, der in seinen Dienstjahren nicht nur sechs Kultusminister, sondern auch sechs DG-Schulleiter er- und „überlebte“, den Vergleich. Was er in all seinen Dienstjahren nicht mochte, waren Verwaltungsarbeiten und Sitzungen, ansonsten habe sich der „Macher“ im Chemiesaal und den Sporthallen „immer wohl gefühlt“.
Bleibt die Frage Richtung Zukunft? „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Ein Anruf genügt, ob für ein Vierteljahr oder länger, egal wie viele Stunden“, gibt er sich forsch, schließlich ist es für ihn eine besondere Art des Lebensgefühls und wie er sagt auch „Therapie im Alter“.
Die nächsten Aktivitäten im sechsten Lehrer-Jahrzehnt passen wie die Faust aufs Auge oder „Dobro“ zum DG: Am morgigen Samstag geht er mit den Siebtklässlern eine Woche auf Skikurs nach Altenmarkt und kurz nach seiner Rückkehr winkt die nordbayerische Basketball-Meisterschaft in Würzburg. Ein Schul- und Basketball-Verrückter, dem man schon in seiner 1993er-Beurteilung attestierte, dass er „sehr tüchtig und ein vorzügliches Organisationstalent“ besitze sowie „über den Bereich der Schule hinaus uneingeschränkt verwendbar“ sei. Unabhängig davon, ob er bayernweit dieses 50er-Alleinstellungsmerkmal besitzt oder nicht, die Schul- und Sportstadt Bamberg kann stolz auf „Dobro 50“ sein!
Bertram Wagner