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Andreas Thamm

„Was haben bitte eine Segelwoche auf dem Ijsselmeer und Literatur gemeinsam, Herr Stoecker“? Das war die Frage, die mir im Jahr 2008 der damalige Schulleiter des DG, W. Bauernsachs, stellte, als es um die Leistungskursfahrten, genauer um die meines Deutsch-Leistungskurses ging. Hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich in diesem Moment feststellte. Da nun aber die Genehmigung der Kursfahrt von einer glaubwürdigen Wechselbeziehung dieser beiden Bereiche abhing, galt es diesen Zusammenhang zu finden. Wir entwarfen dann im Kurs eine Referatsreihe, welche dem Segeltrip die literarischen Weihen verleihen sollte. Die entsprechende Referatsliste inklusive einer Reihe kultureller Ziele für die Landaufenthalte als Beifang gaben wir der Schulleitung zwei Wochen später ab, woraufhin die Fahrt genehmigt wurde. Von den Referaten konnte letztlich leider wegen _____________(hier beliebigen Grund einsetzen) keines gehalten werden.

Einer der Schüler, Andreas Thamm, hatte das literarisch anspruchsvolle Thema Das Motiv des Unterseebootes bei Jules Vernes als Symbol für das Unterbewusstsein oder warum jedes Schiff einen Kapitän braucht aufgelegt, meine ich mich zu erinnern. Sollte ich mich hier täuschen, wäre dieses Thema Andreas Thamm zumindest zuzutrauen gewesen, denn dass hier ein kreativer, sprachsicherer, literarischer Kopf in meinen Kurs gespült worden war, hat man in den zwei Jahren des Leistungskurses immer wieder gemerkt. Weniger im Unterricht, da stummte Andreas gerne wissend vor sich hin, als vielmehr in  den überragenden Klausuren und den Kurzgeschichten, die schon damals entstanden sind und die man gelegentlich zu lesen bekam. Nun wäre es natürlich geschmeidig, wenn ich sagen könnte, dieses personifizierte junge Seemannsgarn sei durch mich entdeckt und gefördert worden – quasi wie bei Geschwindner/Nowitzki, Fassbinder/Schygulla oder Lucky Luke/Rantanplan. Mein Beitrag beschränkt sich indes ehrlicherweise auf den Lotsenhinweis bezüglich des Studienganges Kreatives Schreiben in Hildesheim. Einzig die seefahrerische Prägung scheint nachhaltig gewesen, denn dass Andreas Thamm nun ausgerechnet im Magellan Verlag verlegt wird, das kann kein Zufall sein.

Ausgestattet mit dem Kulturförderpreis des Freistaates Bayern für sein 2019 erschienenes Jugendbuch Heldenhaft ist nun sein zweites Jugendbuch Wenn man so will, waren es die Aliens erschienen. Wie schon das erste ist es ein gutes Buch geworden und mithin ist das DG nun nicht mehr nur ein Hort des großen Sportes, des großen Theaters und der großen Kunst, sondern auch – wer hätte das je geahnt – der großen Literatur. Und der alte am Fluss sitzende weise Deutschlehrer brummt dazu (in Anlehnung an den Großmeister der Seefahrer schlechthin Meister Yoda) „Dich schreibend zu sehen, mein Herz aufs wärmste erfreut…“

D. Stoecker