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Mut Zum Leben: Die Botschaft der Überlenden von Auschwitz

Christa Spannbauer, Autorin, Journalistin und Filmautorin, stellt ihren Film „Mut zum Leben. Die Botschaft der Überlebende von Auschwitz“  der 9. Und 11. Jahrgangsstufe vor.

Es ist ein geschichtsträchtiges Datum, an dem sich, wie in einem Brennglas, die deutsche Geschichte spiegelt. Vor hundert Jahren erreichte die Novemberevolution ihren Höhepunkt und die Monarchie kollabierte. 1989 fiel die Mauer, die die zwei deutschen Staaten über Jahrzehnte voneinander trennte. 1923 aber, ebenfalls am 9. November, versuchte Hitler im Münchner Bürgerbräukeller zum ersten Mal durch einen Putsch die Macht zu ergreifen und 1938 schließlich, nach erfolgreicher „Machtergreifung“, brannten in Deutschland die Synagogen, jüdische Geschäfte wurden verwüstet, Juden durch die Straßen gejagt und zu 1000nden in Konzentrationslager verfrachtet. Wie wir heute wissen, das  Fanal für die millionenfache Vernichtung jüdischen Lebens in ganz Europa.

An diesem 9. November also, besuchte uns Christa Spannbauer, um Schüler*innen der 9. Und 11. Jahrgangsstufe ihren Film zu zeigen: Mut zum Leben. Eingeladen hat sie Dr. Garbe.

Eine rüstige alte Dame, Esther Bejarano, steht mit Hamburger Rappern und mit dem Liedermacher Konstantin Wecker auf der Bühne und ruft  zum Kampf gegen Faschismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit auf, mit einer Kraft, die einen fast sprachlos macht. Eine andere Frau, Greta Klingbsberg, streift durch ihren Garten, ihre Augen leuchten, wenn sie von der Kraft der Musik und der  Natur erzählt. Yehuda Bacon, ein verschmitzter, weiser alter Mann sagt: „Wenn ich hassen würde, dann hätten Hitler und die Nazis gewonnen. Man darf sich vom Hass nicht infizieren lassen“. Und Eva Pusztai-Fahidi schließlich bekommt das Bundesverdienstkreuz für ihr unermüdliches Engagement und ihr Eintreten für Aussöhnung zwischen Religionen, Kulturen und Nationen.

Dabei hätten alle Vier Gründe genug, alt,  verbittert und hasserfüllt zu sein. In einer erschreckenden Szene im Film erzählt Yehuda Bacon davon, wie er als Kind in Auschwitz, die Asche der Ermordeten im Winter auf die Wege streuen musste, um sie begehbar zu halten. Esther Bejerano wird dazu gezwungen, die Musik zu spielen, als die Neuankömmlinge nach der Selektion an der berüchtigten Rampe in den sicheren Tod geschickt wurden. Eva Pusztai- Fahidi beschreibt die Zustände in den Zügen, mit denen sie in nach Ausschwitz wie Vieh deportiert wurden und wie sie dort von ihrer Familie getrennt wurde. Kurz: Sie erlebten und überlebten die Hölle auf Erden, einen der schwersten Angriffe auf die Menschlichkeit in der Geschichte.

„Wer in der Hölle war, weiß, dass es zum Guten keine Alternative gibt“, sagt Yehuda Bacon. Selbst im größten Grauen erlebte er Momente der Menschlichkeit, etwa wenn Menschen, „die noch drei Minuten zum Atmen haben“, diese drei Minuten nutzten, um sie „anderen zu schenken“. Auch Eva Pusztai-Fahidi sagt: „In uns, die wir aus Auschwitz zurückgekommen sind, ist die Lebenskraft sehr tief. Wir wissen wie kostbar das Leben ist.“ Diese beindruckenden vier Menschen strahlen eine  Wärme, Menschlichkeit, Güte und Kraft aus, die Mut macht und Zuversicht schenkt.

In dem Gespräch mit den Schüler*innen im Anschluss der Filmvorführung wird deutlich, dass die Zeiten zwar nicht direkt vergleichbar sind, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus aber weiterhin weit verbreitet sind und der Hass in sozialen Netzwerken und auf der Straße, auch befeuert durch Autokraten wie Bolsonaro in Brasilien oder Trump in den USA, gedeiht. „Was einmal passiert ist, kann wieder passieren“, sagt der israelische Schriftsteller Primo Levi. Um so dankbarer muss man sein, wenn man diese aufrichtigen, mutigen und menschlichen alten Überlebenden sieht, die, trotz ihres hohen Alters und ihrer Erfahrungen in Auschwitz , nicht aufgeben und für die Würde des Menschen kämpfen.

OStR Michael Blank