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„Rassismus ist in Deutschland nicht nach 2015 entstanden. Auch vorher gab es Angriffe auf geflüchtete Menschen auf offener Straße. Auch mir wurde klargemacht: Du hast den falschen Namen, die falsche Hautfarbe, du hast kein Recht auf Teilhabe. Mit der Kandidatur wurde mir das noch mal besonders bewusst gemacht, aber das gibt es seit Jahrzehnten. Deutschland hat ein Rassismusproblem. Es gibt keine diskriminierungsfreien Räume in Deutschland.“

Diese deprimierenden Worte gab Tareq Alaows in einem Interview mit der „Zeit“ zu Protokoll. Der 32-jährige Jurist, der aus Syrien nach Deutschland flüchtete und für den Bundestag kandidieren wollte, hat eben diese Kandidatur aufgegeben. Grund: Überbordender rassistischer Hass im Netz und auf offener Straße. Zeitgleich brennen aufgrund des erneut eskalierenden Nahostkonflikts Israelflaggen in deutschen Städten, selbsternannte „Querdenker*innen“ kleben sich Judensterne aufs Revers, weil sie sich in einer Impfdiktatur wähnen und verharmlosen und instrumentalisieren damit den Holocaust, antisemitische Weltverschwörungsphantasien feiern „fröhliche“ Urstände, asiatische aussehende Menschen werden aufgrund von Corona ausgegrenzt und diskriminiert, ein Ex-Nationaltorwart schwadroniert von „Quotennegern“, in der WDR- Talkshow „Die letzte Instanz“ witzeln privilegierte weiße Moderator*innen und Comedians über „Zigeunersoßen“ und „Negerküsse“ und wollen und können nicht begreifen, dass sie damit von Rassismus betroffene Menschen diskreditieren……

Neben den Dauerthemen Pandemie und Klima war auch das Jahr 2021 ein Jahr, in dem das Thema Rassismus die Tagesordnung und die Debatten maßgeblich bestimmte. Und selbstverständlich macht das Thema vor den Schultoren nicht Halt (auch im Deutschabitur konnten Schüler*innen einen Kommentar einer  Schwarzen Soziologin bearbeiten, die sich mit sprachsensibler Kommunikation und eigenen Rassismuserfahrungen auseinandersetzt).

Leider waren große Veranstaltungen und Projekte am DG in diesem „Coronaschuljahr“ schwierig umzusetzen. Im Dezember, als die die Schüler*innen noch in Präsenz an der Schule unterrichtet wurden, konnten wir noch die mittlerweile etablierte „Woche der Menschenrechte“ durchführen, in der vor allem in den Religions- und Ethikkursen über Menschenrechte gesprochen wurde. In dem Zusammenhang sammelten wir auch wieder Unterschriften für den „Briefmarathon an Schulen“ in Kooperation mit Amnesty International Bamberg. Mit den Unterschriften unterstützen wir weltweit Menschen, die von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Außerdem haben sich Schüler*innen des DG mit anderen SoR- Schulen in Oberfranken vernetzt. Im nächsten Schuljahr soll dann endlich die offizielle Übergabe des Zertifikats und der Plakette stattfinden, am besten verbunden mit einem Festakt. Daneben muss das Thema immer wieder Gegenstand des „normalen“ Unterrichts sein. Anlässe, es aufzugreifen,  gibt es (leider) genug.

 „All men are created equal“ heißt es in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, das Pendant im Grundgesetz. Wenn das keine leeren Worthülsen sein sollen, dann sind sie ein Auftrag.

OStR Michael Blank