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Selbstverteidigung und Zivilcourage

Bericht aus Mitgliederzeitschrift des Polizeisportvereins Bamberg

 Gernot Garbe realisiert am Dientzenhofer-Gymnasium ein ungewöhnliches Seminar

„Das Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar) liefert einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Handlungskompetenzen, welche die Wahl eines geeigneten Berufs erleichtern sollen.“ So verpimpelt wie das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung auf seiner Homepage kann man das tatsächlich ausdrücken, was der Karateka des Polizei SV Gernot Garbe, seines Zeichens C-Trainer Breitensport Karate (BKB) und SV-Lehrer Stufe 1 (DKV) nach akribischer Vorbereitung am Dientzenhofer-Gymnasium in Bamberg zum ersten Mal durchführte. „Selbstverteidigung und Zivilcourage“ lautete der Titel eines außergewöhnlichen P-Seminars, dessen Ziel es war, mit den Teilnehmern ein Konzept für einen Selbstverteidigungskurs für Schüler der 5. – 8. Klasse zu entwickeln und diesen dann auch durchzuführen. Am Ende stand als Abschlussprojekt ein zweitägiger Selbstverteidigungskurs, an dem 30 Schüler teilnahmen. Ein großartiger Erfolg – viele Teilnehmer hätten gerne noch mehrere Tage geübt.

Aufgabe Selbstverteidigungskurs

16 Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe, die ihre Zukunft ganz unterschiedlich planen – manche möchten nach dem Abitur zur Polizei gehen, andere fassen ein Studium so unterschiedlicher Fächer wie Jura, Psychologie, Sportmanagement oder Physiotherapie ins Auge – ließen sich von Garbes Enthusiasmus anstecken und arbeiteten eineinhalb Jahre lang an diesem außergewöhnlichen Projekt. Garbes Plan war ambitioniert, seine Erwartungen waren hoch – und wurden voll erfüllt. Sein Fazit: In dem Abschlusskurs, der im Wesentlichen von Mitgliedern des P-Seminars durchgeführt wurde, ging es „zum einen um Verteidigen und Befreien, zum anderen aber auch um Haltungen und Verhaltensweisen in kritischen Situationen (z.B. unter der Überschrift ‚Lass das, ich mag das nicht‘ oder ‚Wege zur Deeskalation‘). Von einigen organisatorischen Mängeln abgesehen ist die Sache aus meiner Sicht ausgezeichnet gelaufen.“

Praxistag im Erba-Park

Ein wesentliches Element des Seminars war auch ein Praxistag, an dem alle Mitglieder des P-Seminars die Gelegenheit bekommen sollten, einige Techniken, die in der Selbstverteidigung nützlich sein könnten, auszuprobieren und einzustudieren. Der Cheftrainer und Abteilungsvorsitzende der Karateabteilung des Polizei SV Jürgen Fuchs und Alexander J. Wahl teilten sich die angenehme Aufgabe, an einem herrlichen Sonnentag im Erba-Park mit einer heterogenen Gruppe zu arbeiten, deren Leistungsniveau naturgemäß sehr unterschiedlich war und von ‚eher unsportlich‘ bis zu leistungsorientierten Kampfsportlern (Karate, Judo, Taekwondo) reichte. Fuchs machte seinen großen Erfahrungsschatz als Karateka und Trainer für die Gruppe nutzbar und ließ – auch mit Pratzen – eine Vielzahl von Schlägen und Tritten nebst diverser weiterer Selbstverteidigungstechniken üben. Darüber hinaus waren Gefahren vermeidende Verhaltensweisen ein wichtiges Thema. Wahl stellte danach in Anlehnung an die Lehren Iain Abernethys die Kata Tekki Shodan als komplettes (und brutales) Nahkampfsystem vor. Ein in Garbes Augen höchst gelungener und für die Gruppe wichtiger Tag, der mit einem gemeinsamen Grillen endete.

Der Abschluss

Ein außergewöhnliches Projekt verlangt nach einem außergewöhnlichen Abschluss. Dazu der Originalbericht der Schülerin Stella Schiller:

Am 2.11.17 und 3.11.17 war es nun endlich so weit! Zum ersten Mal gelang es Herrn Garbe einen Selbstverteidigungskurs für andere Schüler, mit seinem diesjährigen P-Seminar auf die Beine zu stellen. Dass es so viele Probleme, Konflikte und Herausforderungen zu bestehen gab, hätte sich wahrscheinlich keiner denken können. Jeden Mittwoch musste das Konzept erweitert und verfeinert werden, damit alles so reibungslos wie möglich verlaufen konnte. Es gab Tage an denen pure Motivationsmangel im Raum standen und man mit dem Projekt am verzweifeln war. Im Gegensatz dazu gab es jedoch auch viele Tage, an denen die Gruppe voller Ideen war und einen nach dem anderen Punkt erarbeitete und konzipierte. Die beiden Projekttage rückten immer näher und es war noch viel zu tun, weshalb es nur noch stressiger wurde. Ein Lichtblick waren jedoch vor allem die Teilnehmerzahlen, die sich glücklicherweise mit Hilfe eines Elternbriefs über Moodle enorm anheben ließen.

Nach kurzer Zeit war es schon so weit, der erste Tag begann. Alle waren aufgeregt und hofften inständig, dass nichts schief gehen und alles nach Plan verlaufen würde. Nach dem kontrollieren der Anwesenheit der Teilnehmer und dem Verteilen von Namensschildern, folgte eine kleine Aufwärmungsphase. Daraufhin verteilten sich die Teilnehmer in 5 Gruppen, die mit ihrem Rundgang durch die Einzelstationen begannen. Der Rundgang der Gruppen verlief reibungslos und nach 7 Stunden war der erste Tag unseres Projekts bereits beendet.

Der zweite und somit letzte Tag unseres Selbstverteidigungskurses begann pünktlich jedoch mit dem Verlust eines Teilnehmers, der aufgrund von Nackenschmerzen nicht mehr teilnehmen konnte. Dies brachte uns zur Erkenntnis, dass wir an unserem zweiten Tag ein gemeinsames Ganzkörperaufwärmen machen sollten, was wir dann auch taten. Der Rundgang verlief wie am Tag davor ohne Probleme. Eine spontane Neuerung gab es in der Mittagspause, in der Anja und Gabriel mit großer Begeisterung seitens der Teilnehmer einen Judokampf ausführten. Am Ende des zweiten Tages wurde noch zum Schluss ein gemeinsames Gruppenfoto gemacht und schon machten sich die Kinder auf den Weg nach Hause. Nach einer kleinen Feedback-Runde, in der gesagt wurde, dass es hauptsächlich nur gutes Feedback der Kinder gab und viele es auch noch einige Tage mehr absolviert hätten, verabschiedete sich auch das P-Seminar, das niemals gedacht hätte das 2 Tage so viel Arbeit mit sich bringen würden, voneinander und verbrachten ihre restlichen 2 Ferientage mit dem Schreiben der Seminararbeit.

Alexander J. Wahl

Ende zweier außergewöhnlicher Tage: das P-Seminar und Teilnehmer des SV-Kurses. Vorne mittig: Gernot Garbe. (Foto: Garbe)