Geographie einmal anders, dafür aber hautnah im Klassenzimmer
„Uganda von A bis Z“ – ein Kaleidoskop von Aidswaisen bis Zebras
Hannington Ambale, Pastor aus Uganda: „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Kind Steine aufeinander geschichtet habe, um mich darauf zu setzen, denn Stühle gab es in der Schule keine.“
Wenn man die aktuellen Fotos von Schulen in Uganda betrachtet, erkennt man, dass sich an dieser Situation nicht sehr viel geändert hat: ein Klassenzimmer unter freiem Himmel, eine abgebrochene Tafel, befestigt an einer instabilen Giebelmauer, kein Dach, viele Schüler. Eines dieser Kinder wird uns näher vorgestellt. Als vierjähriges Mädchen musste es bereits für seine Großmutter sorgen und jeden Tag von einem weit entfernten Brunnen in schweren Kanistern Wasser holen, seine Eltern waren an Aids gestorben. Wasserholen ist für ein vierjähriges Kind schon mühsam genug, um wieviel schmerzvoller ist dies jedoch, wenn die Füße und Beine von Insekten und Würmern befallen sind, sodass jeder Schritt eine Höllenqual ist, so wie einst bei besagtem Mädchen, das aber nun, drei Jahre später, lachend und ein wenig stolz auf die neue Schuluniform in die Kamera blickt.
Bereits nach zehn Minuten des Vortrags von Janina Möck und dem Pastorenehepaar aus Uganda haben die achten Klassen einen hautnahen und lebhafteren Einblick in den sogenannten „Schwarzen Kontinent“ erhalten als dies im regulären Geographie-Unterricht – selbst mit dem besten Videomaterial – je möglich gewesen wäre.
Frau Möck und das Pastorenehepaar erzählen sowohl realistisch als auch kritisch über Uganda. Es geht um Überbevölkerung, Stammeskämpfe, Aids, anstrengende Feldarbeit, die vor allem von Frauen für einen Monatslohn von etwa fünfzig Euro verrichtet wird, politische Instabilität, Arbeitslosigkeit, „Headhunter“ aus Saudi-Arabien, die Billiglohn-Arbeitskräfte für den Bau von Fußballstadien und Hotels in Katar anwerben, Flüchtlinge, die aus dem Südsudan nach Uganda kommen und vieles mehr.
Bei all den großen Problemen wird aber dennoch nicht die Schönheit und Faszination Ugandas außer Acht gelassen. Wir sehen den Victoriasee, die Quelle des Weißen Nils, traumhaft schöne Wasserfälle, Ankole-Rinder mit imposanten Hörnern, deren Spannweite ca. 200 cm beträgt, weshalb sie auch als longhorns bezeichnet werden, Jackfrüchte, die lecker schmecken sollen, bei denen einem aber nach dem Schälen die Finger tagelang kleben, Kronenkraniche mit ihren strohgelben, büschelförmigen Federn auf dem Kopf sowie einzigartige Impressionen aus der Savanne.
Diese Fotos wird wohl keiner vergessen – die paar mühsam erlernten Floskeln in der in Süd-Uganda verbreiteten Bantu-Sprache Luganda wahrscheinlich schon, denn diese erwiesen sich für uns beim bloßen Nachsprechen als sehr komplizierte Zungenbrecher.
Aber wer sind diese drei Referenten eigentlich? Janina Möck absolvierte nach ihrem Abitur eine Art freiwilliges soziales Jahr in Uganda und traf dabei auf das dort arbeitende Pastorenehepaar Hannington und Theresia Ambale, mit denen sie 2014 das Hilfsprojekt „We care for them“ ins Leben rief. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, für notleidende Waisenkinder in Uganda ein Leben mit Perspektive zu ermöglichen. Manch einer mag nun denken: Was für eine romantische Vorstellung. Aber weit gefehlt. Wir sehen, wie dieses Trio ohne großen bürokratischen Aufwand vor Ort praktische Hilfe leistet. Derzeit haben sie vierzehn Waisenkinder unter ihrer Obhut, für deren Unterkunft, Ernährung, Schul- und Arztbesuche sie sorgen. Sie haben für diese ein Haus errichtet, auf einem eigenen Grundstück bauen sie Gemüse an und als nächstes Ziel steht der Bau einer Schule für 350 Kinder an.
Schulbildung heißt dabei nicht wissenschaftlicher Unterricht, denn Jobs gibt es ohnehin kaum, sondern vielmehr Lernen unter den gegebenen Umständen in Uganda zu leben. Dabei ist es ihnen auch wichtig, den Leuten klar zu machen, dass sich deren Lebensverhältnisse verbessern und ihre Überlebenschancen steigen, wenn sie nur zwei statt fünf bis acht Kinder haben.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Janina Möck sowie Hannington und Theresia Ambale, dass sie uns am 12. Dezember 2018 auf eindrucksvolle Weise Afrika ins Klassenzimmer gebracht haben und wir mit ihnen in die Region des Äquators reisen durften. Und wir wissen nun auch, dass Kochbananen eigentlich wie Kartoffeln schmecken und Katzen sehr wichtig sind, denn ohne sie gäbe es Mäuse und wenn die erst einmal da sind, dann kommen auch die Schlangen.
Weitere Informationen zu diesem Uganda-Hilfsprojekt finden Sie unter: www.wecareforthem.eu und wer ein kleines Hilfsprojekt, deren Effizienz das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stets positiv hervorhebt, finanziell unterstützen möchte, findet dort auch die entsprechenden Bankverbindungen.
G. Merz