Ein Bericht von Tim Schwarzmann
Am Mittwoch, den 25.04.2018, begaben wir, die Teilnehmer des Seminars „Nachhaltige Waldnutzung“, uns erneut auf den Weg in den Hauptsmoorwald nahe Kunigundenruh, um unsere bereits erlangten Kenntnisse am praktischen Beispiel zu vertiefen und anzuwenden. Nach einer kurzen Mittagspause am Forsthaus ging es für uns um ca. 13.50 Uhr direkt ans Werk: Zu Beginn wurde uns vom Forstbeamten Michael Bug, der neben der Seminarleiterin Frau Bier maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung unseres P-Seminars beteiligt ist, der Begriff „Nachhaltigkeit“ genauer erklärt und eingegrenzt, da dieser häufig missverstanden wird: Nachhaltigkeit bedeutet die Nutzung von Ressourcen, bei der die Bewahrung wesentlicher Eigenschaften und die natürliche Regenerationsfähigkeit eines Systems im Vordergrund steht. Somit ist der Begriff weder auf einen Nationalpark noch auf eine Pappelplantage anzuwenden. Als spielerische Einlage erklärte uns Herr Bug das Innenleben eines Baumes sowie die einzelnen Prozesse, die zum Stofftransport innerhalb des Baumes ablaufen müssen. Durch das Spiel, bei dem jedem von uns eine Position und Aufgabe zugewiesen worden war, wurden uns der Wassertransport im Splintholz nach oben sowie der Nährstofftransport im Bast nach unten vor Augen geführt.
Zurück zur Nachhaltigkeit: Um ein Waldstück nachhaltig bewirtschaften zu können, müssen vereinfacht zwei Größen bestimmt werden: Welche Menge an Holz steht auf der Fläche und welche Menge an Holz wächst pro Jahr nach. Daraus ergibt sich die Menge an Holz, die im Sinne der Nachhaltigkeit entnommen werden kann.
Mit Hilfe seiner “Wald-Power-point”, die zuverlässig ohne Beamer und vor allem ohne Strom, sondern mit Wäscheklammern funktioniert, erklärte uns Michael Bug die Möglichkeiten, die Forstbeamten zur Verfügung stehen, um den Holzbestand eines Waldes möglichst genau aufnehmen zu können. Bei der ersten Methode findet die Geometrie praktische Anwendung, da das Volumen eines Baumstammes angenähert dem eines Zylinders entspricht und sich mit der Formel einfach berechnen lässt. Die Höhe lässt sich mit der sogenannten Spazierstockmethode abschätzen oder mit einem Lasermessgerät bestimmen, der Durchmesser wird mit einer sogenannten Kluppe – einer überdimensionalen Schieblehre – gemessen, wobei je nach Baumart gleich die Dicke der Rinde abgezogen wird. Da diese Arbeit sehr zeitaufwendig und eigentlich nur bei bereits gefällten Stämmen sinnvoll ist, können Waldbesitzer auf Tabellen zurückgreifen, mit deren Hilfe anhand der in Brusthöhe (1,30m hoch) gemessenen Stammdurchmessers das Holzvolumen, angegeben in Festmetern (fm), auf der ausgewiesenen Fläche ermittelt wird.
Eine weitere Methode ist die Winkelzählprobe. Bei diesem Verfahren wird der sogenannte Bitterlich-Stab (ein 1cm breites Blech oder Holzstück, benannt nach dem Erfinder der Methode) durch eine Schnur 50cm vom Auge entfernt gehalten. Dreht man sich nun einmal um die eigene Achse, müssen alle anvisierten Bäume in Sichtweite gezählt werden, die genauso dick oder dicker als das Messblättchen sind. Hier wird mithilfe einer Tabelle aus der Anzahl der gezählten Bäume und der durchschnittlichen Höhe der Holzbestand in Festmeter pro Hektar ermittelt.
Nach einer Einweisung durften wir die Techniken auch schon selbst ausprobieren: Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. In einer bereits gekennzeichneten Waldfläche von 22,5 m Seitenlänge (500qm) maß eine Gruppe den Stammdurchmesser sämtlicher Bäume mit einem Mindestdurchmesser von 20cm. Der aus den Tabellen entnommene Wert wurde dann auf einen Hektar Waldfläche hochgerechnet. Die andere Gruppe suchte ein anderes, aber repräsentatives Waldstück aus und führten die Winkelzählprobe durch. Nach ca. 20 Minuten verglichen wir unsere Ergebnisse miteinander und es stellte sich heraus, dass die Techniken zwar unterschiedlich effizient bzw. zeitaufwändig sind, aber dennoch zu einem ähnlichen Ergebnis führen: Auf einem Hektar des Waldstückes bei der Kunigundenruh stehen etwa 1030 Festmeter Holz. Der von uns ermittelte Wert ist laut Herrn Bug zwar deutlich zu hoch, aber schließlich sind wir ja auch noch keine ausgebildeten Förster.
Zum Abschluss dieses durchaus informativen und spaßigen Waldnachmittags durfte dann noch ein Mitschüler ein kleines Bäumchen mit einer Handsäge fällen (natürlich nur mit entsprechender Schutzkleidung). Förster Michael Bug schnitt danach ein kleines Stück des Birken-Stamms ab und demonstrierte mit Seifenlauge und kräftiges Pusten das feine Röhrensystem im Holz: kleine Schaumblasen, die sich an der Holzscheibe bildeten. Damit endete ein sehr informativer Waldnachmittag, der uns allen sichtlich Spaß bereitet hat.