Geht das oder geht das ein? Diese Frage stellt sich die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Bamberg jeden Tag, denn hier wird sowohl mit konventionellen als auch mit ökologischen Methoden professionell experimentiert, um festzustellen, welche Pflanzen heute und vor allem in der Zukunft bei veränderten Klimabedingungen am besten wachsen. Bei einem sehr informativen Rundgang erfuhren die Leistungsfächer Geographie und Chemie, dass beispielsweise Paprikapflanzen im Freiland unter einem Folientunnel nur etwa einen Meter groß werden. In einem Hightech-Gewächshaus können sie jedoch auf die vierfache Länge hochgezogen werden und ein Vielfaches an Ertrag hervorbringen. Hierfür kommen diverse Nährlösungen zum Einsatz und die LWG testet welches Substrat – Steinwolle, Perlite (= aufgeblähtes vulkanisches Gestein), Kokos- oder Holzfasern – am besten geeignet ist, wobei auch der ökologische Fußabdruck dieses „Bodenersatzes“ mit in die Kalkulation eingeht.
Außerdem fokussiert sich die LWG auch auf die Bekämpfung von Schädlingen mit Hilfe von Nützlingen. Wir werden nie mehr eine Schlupfwespe verachten oder zertreten, denn diese fressen lästige Läuse, sodass Paprika besser wachsen kann. Und selbst für die Bestäubung von Melonen sind Schlupfwespen gut zu gebrauchen, wohingegen Hummeln, die eigentlich dafür vorgesehen waren, dies nicht ordentlich gemacht haben. Mitarbeiter der LWG haben deshalb zwischenzeitlich sogar von Hand und mit viel Hingabe ihre Melonenpflanzen bestäubt, um festzustellen, ob bei uns Melonen in Gewächshäusern überhaupt gedeihen. Zugegebenermaßen sind fränkische Melonen nur faustgroß, aber jeder hat einmal klein angefangen. Selbst Ingwer wächst bei entsprechender Pflege in den Hallen der LWG.
Solche Ergebnisse sind vor allem für professionelle Gartenbaubetriebe und Händler interessant und für diese forscht die LWG auch im Auftrag des Freistaates Bayern. Sie experimentiert sogar daran, dass manche Gemüsesorten ein bisschen früher reif werden, nämlich dann, wenn die meisten Leute noch nicht im Sommerurlaub sind und noch auf ihren heimischen Wochenmärkten einkaufen gehen. Im Moment klagen nämlich viele Gartenbaubetriebe darüber, dass zahlreiche ihrer Produkte in der Urlaubszeit ihrer Kunden reif und verkaufsbereit werden und sie deshalb leider oft auf ihren Waren sitzen bleiben.
Wir sahen zudem diverse Versuche zur optimalen Bodenbearbeitung, computergesteuerten (Tröpfchen)bewässerung sowie eine Biofilteranlage zur Beseitigung von chemischen Substanzen aus dem Wasser.
Und wer hätte es gedacht? Auch mit Hanfpflanzen hat die LWG schon Anbauversuche angestellt. Diese hatten allerdings keinerlei berauschende Wirkung – und dies sollte auch nie der Fall sein, was jedoch die Diebe, die genau jene Hanfpflänzchen in einer Nacht- und Nebelaktion von den Feldern der Versuchsanstalt geklaut haben, wahrscheinlich nicht wussten. Spätestens beim Rauchen werden sie es aber wohl irgendwann festgestellt haben…
Für die Leistungsfächer Geographie und Chemie
G. Merz